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Die indonesische Haushälterin Erwiana Sulistyaningsihunter nach dem Gerichtstermin am Dienstag in Hongkong.

© dpa

Hongkong: Misshandelte Haushaltshilfe gewinnt wegweisenden Prozess

Ausländische Haushälterinnen sind ihren Chefs in Hongkong oft schutzlos ausgeliefert. Aber jetzt prangert eine Indonesierin ihr Schicksal an - und gewinnt vor Gericht gegen ihre einstige Chefin.

Schläge, Demütigung und keine Pausen: Nach monatelanger Tortur hat eine indonesische Hausangestellte erfolgreich ihre Arbeitgeberin in Hongkong verklagt. Richterin Amanda Woodcock sah es als erweisen an, dass die 44 Jahre alte Angeklagte ihre Haushälterin Erwiana Sulistyaningsihunter unter anderem geschlagen und ihr den Schlauch eines Staubsaugern in den Mund gerammt hatte, wie Hongkonger Medien am Dienstag berichteten. Über das Strafmaß soll in zwei Wochen entschieden werden.

Zurück in Indonesien ging die Haushälterin an die Öffentlichkeit

Als Erwiana nach acht Monaten in ein Krankenhaus ging, war einer ihrer Zähne durch einen Schlag ihrer Chefin angebrochen, sie hatte schlimmen Ausschlag und konnte kaum laufen. Sie erzählte, dass sie in der gesamten Zeit nicht einen Tag Pause machen durfte. Aber sie wollte sich nicht verstecken, obwohl ihre Chefin mit schlimmen Konsequenzen gedroht hatte, falls sie jemals über ihre Tortur sprechen sollte. Sulistyaningsihunter ging zurück nach Indonesien und machte ihr Schicksal öffentlich.

Vor dem Gericht demonstrierten Unterstützer von ihr. „Mir ist heute Gerechtigkeit widerfahren“, sagte Sulistyaningsihunter nach dem Prozess zu Hongkonger Journalisten. Der Fall der Haushaltshilfe aus Indonesien hatte die Situation der Putzfrauen in Hongkong international bekanntgemacht. Etwa die Hälfte der mehr als 300 000 Haushaltshilfen im wohlhabenden Hongkong sind Frauen aus Indonesien. Eine Studie der Hongkonger Behörden hatte 2013 das ganze Ausmaß des Problems offenbart.

Noch mehr Fälle von Missbrauch wurden bekannt

Demnach haben 58 Prozent der Haushaltshilfen verbale Angriffe erdulden müssen, 18 Prozent wurden körperlich misshandelt und 6 Prozent berichteten von sexuellem Missbrauch. Seit den Berichten über Erwiana Sulistyaningsihunter sind Dutzende ähnlicher Fälle bekanntgeworden. Arbeitgeber in Hongkong nutzen es demnach systematisch aus, dass die Migrantinnen aus dem Ausland schlechter gestellt sind. Sie arbeiten seit dem wirtschaftlichen Aufschwung Hongkongs in den 70er Jahren in der Stadt.

Neben dem Haushalt kümmern sie sich um die Kinderbetreuung oder pflegen alte Menschen. Oftmals sind sie komplett von ihren Dienstherren abhängig. Kündigen sie und finden nicht innerhalb von zwei Wochen eine neue Anstellung, müssen sie Hongkong verlassen. Menschenrechtsgruppen fordern eine Gesetzesänderung, die die Haushälterinnen besser schützt. (dpa)

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