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Hurrikan: Dammbruch in New Orleans

Die Massenflucht vor dem Hurrikan "Rita" hat in den bedrohten US-Staaten Texas und Louisiana ein Verkehrschaos ausgelöst. In New Orleans brach ein gerade geflickter Deich.

Washington (23.09.2005, 23:16 Uhr) - Die ersten Ausläufer des Hurrikans «Rita» drohen New Orleans in eine zweite Flutkatastrophe zu stürzen. Nach heftigen Regenfällen brach unter dem Druck des heranziehenden Wirbelsturms am Freitag in der Stadt ein gerade geflickter Deich. An anderen Stellen schwappte eine mehr als zwei Meter hohe Sturmflut über die Dammkronen hinweg. Im betroffenen Viertel stehe das Wasser bis zu 2 Meter in den Straßen, berichtete der Nachrichtensender CNN. «Rita» wurde zwar zu einem Hurrikan der Kategorie 3 heruntergestuft, zählt aber wegen seiner gewaltigen Kraft weiter zu den gefährlichen größeren Wirbelstürmen.

Die Massenflucht vor dem heranrasenden Hurrikan stürzte die bedrohten US-Staaten Texas und Louisiana in ein Verkehrschaos. Weil zwei Millionen Menschen mit Autos und Bussen ins Landesinnere drängten, waren die Highways am Freitag hoffnungslos überlastet. Mindestens 24 Menschen starben, als ein Bus mit Flüchtlingen explodierte.

US-Präsident George W. Bush wollte am Freitag nach San Antonio in Texas fliegen, sagte aber später die Reise ab, um nicht die Vorbereitungen vor Ort zu behindern. Bush wird von Colorado Springs (Colorado) aus das Zusammenwirken von staatlichen und lokalen Einsatzkräften verfolgen.

Nach Angaben des US-Katastrophenschutzes wurden bereits 900 Rettungs- und Bergungskräfte in Texas stationiert. Darüber hinaus seien Wagenladungen voll Wasser, Eis und Nahrungsmitteln vorbereitet worden, um sie später im Katastrophengebiet zu verteilen, sagte der amtierende Direktor der Behörde, David Paulison.

Wetterexperten schätzten, dass der Hurrikan am Samstag zwischen 14.00 und 17.00 Uhr (MESZ) auf Land treffen wird. Am Freitagabend (2200 MESZ) gingen die Meteorologen davon aus, dass «Rita» in der Höhe von Port Arthur, rund 100 Kilometer östlich von Galveston, mit einer bis zu sechs Meter hohen Springflut die Küste erreichen wird.

In New Orleans fürchteten die Menschen nach dem ersten Deichbruch, dass der Wirbelsturm «Rita» gut drei Wochen nach dem Hurrikan «Katrina» weite Teile der Stadt überfluten könnte, obwohl die Stadt nur von Ausläufern des Sturms getroffen werden dürfte. In der Südstaatenmetropole waren am Freitagnachmittag (Ortszeit) mindestens 30 Straßenzüge überschwemmt, nachdem ein Deich an mehreren Stellen gebrochen war. Das Wasser stand am Deichbruch so hoch, dass die Schäden zunächst nicht untersucht werden konnten. Der Damm war bereits bei dem Ansturm von Hurrikan «Katrina» vor gut dreieinhalb Wochen gebrochen und danach notdürftig repariert worden.

Verstopfte Highways

In Texas verstopften Zehntausende Flüchtlinge mit ihren Wagen die Highways. Autobahnen glichen riesigen Parkplätzen. Vielen Autos sei de Treibstoff ausgegangen, berichtete der Nachrichtensender CNN aus der Millionenstadt. Der Gouverneur von Texas, Rick Perry sagte, die Nationalgarde versorge liegen gebliebene Fahrzeuge mit Benzin. An den Straßen würden Notzapfsäulen aufgestellt und für alle Bürger seien Notunterkünfte vorhanden. Mitarbeiter des Roten Kreuz versorgten rund 6000 Autofahrer, denen bei Temperaturen von 37 Grad Celsius der Sprit ausgegangen war. Kirchen boten den Gestrandeten Unterkunft an. An manchen Tankstellen gingen bei den Panikkäufen Autofahrer mit Fäusten aufeinander los.

Houstons Bürgermeister Bill White appellierte an die Bewohner: «Bitte verlassen Sie nicht mehr Ihre Häuser.» Der Zeitpunkt für die Flucht sei überschritten.

24 Menschen starben, als ein Bus, der Hurrikan-Flüchtlinge von Houston nach Dallas bringen sollte, auf einer Autobahn in der Nähe des Zielortes explodierte. Nach Polizeiangeben sollen die Bremsen des Wagens Feuer gefangen haben und Sauerstoffflaschen im Fahrzeug explodiert sein.

Wer Houston noch nicht verlassen habe, komme nicht mehr weg, berichteten Reporter. «Der Verkehr ist schrecklich. Ich hab' das im Fernsehen gesehen», sagte die 67-jährige Geneta Smith dem Radiosender «KLVI». Sie will zu Hause in Baytown, südöstlich von Houston, auf «Rita» warten. «Ich bleibe lieber daheim und riskiere, dass mein Haus beschädigt wird, als dass ich auf der Autobahn ins Nichts fahre.»

«Wir hatten eigentlich nicht vor zu gehen», sagte die 68-jährige Zelda Fruzia, die am Stadtrand von Houston wohnt. «Aber als wir von Windgeschwindigkeiten bis zu 280 Stundenkilometern hörten, haben wir unsere Meinung geändert.»

Industrieländer fürchten Ölpreiserhöhung

Die führenden Industrieländer (G7) fürchten durch Hurrikan «Rita» eine weitere Ölpreiserhöhung. Zwar habe die Weltwirtschaft den hohen Preis bislang verkraftet, doch könnten die Turbulenzen an den Märkten je nach den Schäden an Raffinerien und Ölplattformen vor Texas noch verstärkt werden, verlautete am Freitag in Washington aus deutschen Delegationskreisen.

Tausende von Texaner bringen sich in Mexiko vor dem Hurrikan «Rita» in Sicherheit. Nach Angaben des mexikanischen Fernsehens kommen die Fliehenden über die Grenze nach Tamaulipas, um dort in höheren Gebieten Schutz vor dem Wirbelsturm zu suchen. Bei heftigen Regenfällen, die durch den Hurrikan «Rita» ausgelöst wurden, sind in El Salvador bisher drei Menschen ums Leben gekommen. (tso/dpa)

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