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Hurrikan: Wachsende Furcht vor "Rita"

Gut drei Wochen nach "Katrina" sind in den USA wieder zehntausende Menschen auf der Flucht vor einem gefährlichen Wirbelsturm.

Washington (20.09.2005, 16:51 Uhr) - «Rita» erreichte am Dienstag Hurrikanstärke und bedrohte die Inselkette der Florida Keys, für die bereits am Vortag eine Zwangsräumung angeordnet worden war. Schon vor dem Zug über Key West machte sich «Rita» mit peitschenden Wellen und heftigen Regenfällen bemerkbar. Knapp 100.000 Menschen auf den Inseln waren aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen. Experten wollten nicht ausschließen, dass der Hurrikan auch wieder Kurs auf das zerstörte New Orleans nehmen könnte.

Unterdessen reiste Präsident George W. Bush zu seinem mittlerweile fünften Besuch ins «Katrina»-Katastrophengebiet. Unter anderem wollte er sich in New Orleans über die Vorbereitungen auf «Rita» informieren. Die Zahl der Todesopfer durch «Katrina» lag am Dienstagvormittag bei 970. Es wurde erwartet, dass sie bis Mittwoch 1000 übersteigt.

Während «Rita» mit Windgeschwindigkeiten von 120 Stundenkilometern im Zentrum die Keys erreichte, galt die Hauptsorge der weiteren Reise des Tropensturms. Nach Computerberechnungen des Hurrikan-Zentrums in Miami vom Dienstag wird er auf den Spuren seiner Schwester «Katrina» nach dem Zug über die Keys in den Golf von Mexiko steuern. Dabei wird er immer stärker werden und voraussichtlich am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) auf die Küste treffen - vermutlich in Texas, aber möglicherweise auch im südwestlichen Teil von Louisiana, der von «Katrina» verwüstet wurde. «Es ist zu früh für genauere Prognosen. Wir können nichts ausschließen», sagte ein Sprecher des Hurrikan-Zentrums.

Auch die Behörde für Katastrophenmanagement (FEMA) rief dazu auf, «Rita» ernst zu nehmen. Der Sturm könne von Mexiko bis Alabama auf das Festland treffen, und vor allem die Bevölkerung in den von «Katrina» betroffenen Gebieten «sollte sich darüber im Klaren sein, dass hier der Sturm besonders starke Auswirkungen haben kann». Louisianas Gouverneurin Kathleen Blanco appellierte an die Bevölkerung im Südwesten, sich auf Evakuierungen vorzubereiten. «Wenn "Rita" uns verschont, dann können wir dankbar sein,» sagte sie.

Banges Warten gab es vor allem in der Region von New Orleans, das zum Teil immer noch unter Wasser steht. Bereits am Montag hatte Bürgermeister Ray Nagin eine Kehrtwende gemacht und die am Wochenanfang eingeleitete Wiederbevölkerung der Stadt gestoppt. Es sei besser, kein Risiko einzugehen, bekräftigte Nagin am Dienstag mit Blick auf Expertenwarnungen, dass die geschwächten Dämme auch dann brechen könnten, wenn New Orleans nur von «Rita» gestreift würde.

Der Bürgermeister verteidigte zugleich seinen ursprünglichen Plan, binnen zehn Tagen 180.000 Menschen zurückkehren zu lassen. Angesichts der massiven Kritik des für die Koordination der Bundeshilfen zuständigen Vizeadmirals Thad Allen an der Rückführung sagte Nagin dem Sender CNN, es sei «immer noch der Bürgermeister, der das Sagen hat».

«Rita» werde voraussichtlich in der Mitte des Golfs von Mexiko mit Windgeschwindigkeiten von 184 Stundenkilometern zum Hurrikan der Kategorie 3 erstarken, zitierte die «Washington Post» am Dienstag Frank Lepore vom Hurrikan-Zentrum. Nach Computerberechnungen steuere der Sturm auf Houston zu, einem Zentrum der Ölindustrie und Zufluchtsort für tausende «Katrina»-Flüchtlinge. «Das Letzte, was dort noch gebraucht wird, ist ein neuer Hurrikan.» In der Küstenstadt Galveston nahe Houston - etwa 1400 Kilometer von den Florida Keys entfernt - begannen bereits am Dienstag die Vorbereitungen auf Evakuierungen.

«Rita» ist der sechste Hurrikan in 13 Monaten, der Florida getroffen hat. (tso/dpa)

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