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Panorama: Ich gestehe!: Pedro Almodóvar, Rgisseur "Alles über meine Mutter"

Peinliche Momente gibt es viele. Man muss es spielerisch betrachten und sie einfach hinnehmen.

Peinliche Momente gibt es viele. Man muss es spielerisch betrachten und sie einfach hinnehmen. Natürlich können einem auch Menschen peinlich sein, mir allerdings nie, Frauen schon gar nicht. Denn Frauen spielen in meinen Filmen eine zentrale Rolle. Ich liebe sie. Frauen sind mir niemals peinlich - mit einer Ausnahme: Wenn sie mir ihre Lebensgeschichte erzählen und dabei von mir erwarten, dass ich einen Film daraus mache. Mit großen erwartungsvollen Augen blicken sie mich dann an, als hätten sie mir gerade ein fertiges Drehbuch diktiert. Leider kommt das häufiger vor. In Wahrheit langweilt es mich, und ich bin jedes Mal peinlich berührt. Manche kommen sogar unverhohlen auf mich zu und fordern mich geradezu auf, ihr Leben zu verfilmen oder wenigstens ein paar Geschichten in meine Drehbücher einzuarbeiten. Wie kommen sie darauf? Sie bringen mich in Verlegenheit und viele haben mir damit schon den Abend verdorben. Das klingt jetzt vielleicht bösartig. Aber versuchen sie mal, sich in mich hineinzuversetzen. Weil ich Filme über Frauen mache, glauben sie, ich sei froh und dankbar, wenn sie mir von sich erzählen - weit gefehlt. Damit beleidigen sie im Grunde meine Fantasie! Natürlich schaue ich mir das Leben und Frauen im Besonderen genau an. Aber ich lebe und erlebe selber genug, um mir meine eigenen, lebendigen Geschichten auszudenken. Außerdem hasse ich Sentimentalitäten, und die kommen in solchen Erzählungen sehr häufig vor. Wer gute Geschichten erzählen will, darf nicht sentimental sein, sondern braucht ein offenes Herz.

Bea Schnippenkoetter

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