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Panorama: Im flachen Wasser ertrunken

In der Seegrotte Hinterbrühl in Österreich kamen am Pfingstmontag bei einem Bootsunglück fünf Menschen ums Leben

Das Wasser in der Seegrotte Hinterbrühl in Niederösterreich ist an der Unglücksstelle nur 1,20 Meter tief – und doch gab es für vier Urlauber aus Deutschland und eine Reisende aus Belgien am Pfingstmontag keine Rettung: Die Urlauber ertranken. „Wie das Boot überhaupt kentern konnte, kann zurzeit noch niemand genau erklären“, sagte der Kommandant der Bezirksgendarmerie Mödling, Hauptmann Wolfgang Nicham, am Montag dem Tagesspiegel. Möglicherweise wurden die Menschen vom Seitengeländer des Bootes unter Wasser eingeklemmt. Die Kripo prüft jetzt auch, ob das als kentersicher geltende Schiff überfüllt war.

Draußen herrliches Frühsommerwetter, drinnen die Tragödie. Wie aber konnte die Zille – eines dieser flachen, mit Motor oder per Hand betriebenen, offenen Boote – mit 28 Passagieren und einem Bootsführer überhaupt kentern? Zu dieser Frage kursierten am Rande der Gendarmerie-Pressekonferenz im Feuerwehrhaus Hinterbrühl diverse Gerüchte. Am wahrscheinlichsten ist, dass eine Vielzahl von Passagieren sich zur gleichen Zeit auf eine Seite des acht Meter langen und 1,50 Meter breiten Trimarans begeben und ihn so gegen 9 Uhr 30 aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Anfangs wurde noch spekuliert, dass sich die Personen in dem elf Grad kalten Wasser unter dem Schiff verfingen und nicht wegschwimmen konnten. Keiner der Urlauber trug Rettungswesten. Augenzeugen bestätigten später, dass die Menschen von der Schiffsreling des zwei Tonnen schweren Bootes unter Wasser eingeklemmt wurden. Auch Angaben zum Ort des Unglücks waren widersprüchlich. Einige Passagiere sagten, es geschah gleich nach dem Ablegen, andere, es passierte kurz vor Ende der Tour.

Bei den Ertrunkenen handelt es sich um drei Frauen sowie einen Mann aus Würselen nahe Aachen in Nordrhein-Westfalen: zwei Frauen im Alter von 59 und 64 Jahren sowie ein Ehepaar im Alter von 72 und 75 Jahren. Auch eine Belgierin starb. Die Leichen sollen autopsiert werden. Die meisten Touristen konnten sich nach dem Unglück zu Fuß retten. Ein Sanitäter kam ins Krankenhaus, ein Feuerwehrmann bekam einen Herzinfarkt. Der Bootsführer erlitt einen Schock und wurde ebenfalls ins Krankenhaus gebracht, berichtete die Nachrichtenagentur dpa am Abend. Die Überlebenden werden psychologisch betreut.Den ganzen Tag über untersuchten Taucher die Unglücksstelle. Bezirkshauptmann Hannes Nistl aus Mödling sprach von einem „furchtbaren Unglück aus heiterem Himmel“.

Die Besichtigungsfahrten in der Seegrotte verliefen Jahrzehnte lang unfallfrei, der mit 6200 Quadratmetern größte unterirdische See Europas zog Millionen Touristen an. Die Sicherheitsmaßnahmen für die Grotte wurden erst vor zwei Wochen überprüft – jetzt ist sie gesperrt.

Die Hotline der Polizei für Angehörige der Opfer lautet: 0043 2236 26249.

Annette Kögel

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