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Panorama: Im Regenwasser ertrunken

Heftige Unwetter überfluten Teile Bayerns – Landratsamt kritisiert Deutschen Wetterdienst

München - Überflutete Häuser und Straßen, Evakuierungen per Boot und Katastrophenalarm in zwei Landkreisen: In Bayern haben am Wochenende schwere Unwetter getobt – mit Hagel und Sturzregen. Mindestens ein Mensch kam ums Leben, mehrere wurden verletzt. Bahnstrecken waren gesperrt, Autofahrer von Wassermassen in ihren Fahrzeugen eingesperrt, zeitweise fiel der Strom aus. Auch in anderen Ländern Mitteleuropas verursachten Unwetter schwere Schäden, während der Süden des Kontinents weiter unter quälender Hitze litt.

Am schlimmsten wüteten die Gewitter in der Nacht zum Sonntag in Ober- und Mittelfranken. In Poxdorf ertrank eine alte Frau in ihrer Kellerwohnung. Die 82-Jährige war offenbar im Bett von den Wassermassen überrascht worden. In den Landkreisen Forchheim und Erlangen-Höchstadt wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Innenminister Günther Beckstein machte sich am Sonntagnachmittag in dem am schlimmsten betroffenen Ort Baiersdorf ein Bild von der Lage. Mehrere Gemeinden standen bis zu 1,50 Meter tief unter Wasser. In Baiersdorf fiel der Strom aus, auch einen halben Tag nach dem Unwetter dauerte der Ausfall in einzelnen Ortsteilen an. Aus einem Tank lief Flüssiggas aus, zwei Gasleitungen schlugen leck. Im Bahnhof des Ortes drohte ein Zug wegen der auf die Waggons drückenden Wassermassen umzukippen. Die 35 Fahrgäste wurden in Sicherheit gebracht. Die Bahnverbindung zwischen Erlangen und Forchheim wurde unterspült und bleibt bis auf weiteres gesperrt. Die Fernzüge von Nürnberg in Richtung Leipzig und Berlin werden über Fulda umgeleitet.

Das Technische Hilfswerk (THW) setzte Boote ein, um vom Wasser eingeschlossene Menschen zu erreichen. In einigen Häusern stand das Wasser bis ins Erdgeschoss. Zahlreiche Straßen wurden überschwemmt.

Auch auf der Autobahn 73 von Nürnberg in Richtung Bamberg stand das Wasser anderthalb Meter hoch. Hunderte Menschen waren in ihren Autos von den Wassermassen eingeschlossen (Foto). Die A 73 blieb in Richtung Bamberg vorerst gesperrt.

Auch in Oberbayern und Niederbayern richteten Unwetter erhebliche Schäden an. In Starnberg wurde eine Gärtnerei während eines Hagelschauers völlig zerstört. Mehrere Bahnstrecken waren nicht mehr passierbar. Nach den heftigen Regenfällen wurde Kritik am Deutschen Wetterdienst laut: „Vom Deutschen Wetterdienst ist in den vergangenen Tagen keinerlei Unwetterwarnung für den Landkreis Erlangen-Höchstadt ausgegeben worden“, teilte das Landratsamt am Sonntag mit. Der Deutsche Wetterdienst war bereits in den vergangenen Jahren immer wieder wegen fehlender Unwetterwarnungen in die Kritik geraten.

In Bayreuth hatte ein Unwetter bereits am Donnerstagabend Schäden verursacht. Unter anderem floss Wasser ins Foyer des Bayreuther Festspielhauses. Die Eröffnung der WagnerFestspiele am Mittwoch ist aber nicht gefährdet.

Auch über Thüringen zogen am Wochenende Unwetter hinweg. Die Autobahn 9 stand in der Nacht zum Sonntag 30 Zentimeter tief unter Wasser und musste gesperrt werden. Am Morgen räumten Einsatzkräfte dicke Schlammschichten von der Strecke bei Schleiz. Dem Deutschen Wetterdienst zufolge fielen örtlich bis zu 72 Liter Regen pro Quadratmeter. Bereits am Freitag hatte in dem Bundesland ein Open- Air-Konzert abgesagt werden müssen. Weitgehend verschont blieb die Bundesgartenschau in Gera und Ronneburg: Die Pflanzen hätten den Regen gut überstanden, hieß es.

Verheerende Unwetter hielten in den vergangenen Tagen auch Großbritannien in Atem. Viele Ortschaften standen auch noch am Sonntag unter Wasser. Zahlreiche Straßen und Bahnstrecken in Süd- und Mittelengland wurden gesperrt. Schulen wurden evakuiert, die Royal Air Force unterstützte Bergungsmaßnahmen mit Helikoptern. Viele Menschen waren in ihren Häusern eingeschlossen.

In der Schweiz führten heftige Gewitter rund um die Hauptstadt Bern zu Überschwemmungen und Erdrutschen. Bäche traten über die Ufer. Ein Felssturz verschüttete bei Interlaken eine Hauptstraße. Eine Eisenbahnverbindung war unterbrochen. dpa

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