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Panorama: Im Zickzack um die Welt

Wie „Wilma“ entstand – und vielleicht bei uns als Herbstregen endet

Das verwirrende An- und Abschwellen eines Hurrikans wie „Wilma“ auf seinem Zickzackkurs durch die Karibik ist leicht zu verstehen: Unten feuert das noch von der Sommersonne aufgeheizte Wasser der Karibik wie eine Heizplatte pausenlos Energie in die Luft, bis Stürme mit mehr als 250 Kilometern in der Stunde toben, erklärt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Stufe 5 nennen Meteorologen solche Windgeschwindigkeiten. Die Wolkenwand als Ganzes aber ist viel langsamer – sie wird von den normalen Winden in fünf oder sechs Kilometern Höhe hin und her geschoben. Heizplatte unten und Winde oben, mehr braucht man also nicht, um den Kurs von „Wilma“ zu verstehen. Wie jedes Wetter aber lassen sich auch die Winde in der Höhe umso schwerer vorhersagen, je weiter Meteorologen in die Zukunft blicken. Kurs und Stärke eines Hurrikans lassen sich kaum länger als für den nächsten Tag berechnen.

Begonnen hat alles im Südwesten der Kanarischen Inseln: Dort pumpt die Tropensonne jede Menge Wasserdampf und damit Energie aus dem warmen Atlantik in die Atmosphäre. Die gleichmäßig wehenden Passatwinde treiben das keimende Sturmtief langsam nach Westen, während die Heizplatte immer weiter Energie in den Sturm schaufelt.

In der Karibik zwischen Jamaika und Honduras peitschten am 18. Oktober bereits Winde mit mehr als 120 Kilometern in der Stunde über das Wasser, Meteorologen nennen den Wirbelsturm „Wilma“ jetzt einen Hurrikan der Stufe 1.

Die Höhenwinde drehen dort und treiben ihn nach Nordwesten auf die Halbinsel Yukatan im Süden Mexikos zu. Das besonders warme Wasser in der flachen Karibik peitscht „Wilma“ fast schlagartig zu einem Hurrikan der Stufe 5 auf.

Die Höhenwinde aber flauen ab: Nur ganz langsam schieben sie „Wilma“ über Yukatan. Und anders als über dem relativ glatten Meer bremsen hier Bäume, Hügel und Häuser den Hurrikan. Obendrein fehlt an Land mangels warmen Meerwassers der Heizeffekt, der Sturm flaut rasch auf Stärke 2 mit immer noch zerstörerischen 150 bis 180 Stundenkilometern ab.

Im Schneckentempo erreicht „Wilma“ im Norden Yukatans die Region, in der die Höhenwinde sie schnell nach Nordosten in Richtung Kuba und Florida schieben. Erneut schaufelt warmes Wasser im Golf von Mexiko Energie in die Wolken, die als Stufe-3-Hurrikan mit Winden um 200 Stundenkilometer nun Florida erreichen.

Von dort werden die Höhenwinde „Wilma“ entlang der Ostküste der USA nach Norden treiben, erklärt Andreas Friedrich. Möglicherweise landet der Sturm so in einigen Tagen als Tief mit ergiebigem Regen bei uns in Europa. Nur die Winde sind dann abgeflaut – der Nordatlantik liefert kaum noch Wärme.

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