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Panorama: In Pakistan wächst Angst vor Seuchen

Nach schweren Überschwemmungen sterben mehr als 1100 Menschen / EU hilft mit 30 Millionen

Peshawar/Kabul/Brüssel - Im Nordwesten Pakistans wächst nach den schwersten Überschwemmungen seit Jahrzehnten die Furcht vor dem Ausbruch von Seuchen. Nach Behördenangaben vom Sonntag wurden aus der am schlimmsten von den Fluten betroffenen Provinz Khyber Pakhtunkhwa mehrere Cholera-Fälle gemeldet. Es gab mehr als 1100 Todesopfer.

Aus dem Distrikt Swat in Khyber Pakhtunkhwa seien Berichte über Cholera-Infektionen eingegangen, sagte der Informationsminister der Provinz, Mian Iftikhar Hussain. Die Behörden würden in Schulen Notunterkünfte errichten, um die Menschen mit Nahrung und Medikamenten zu versorgen. Die Provinz grenzt im Nordwesten des Landes an Afghanistan. Viele Menschen dort wohnen in abgelegenen Bergdörfern.

Nach Angaben des UN-Büros für humanitäre Hilfe in Pakistan konnten sich die Rettungskräfte noch immer kein klares Bild vom kompletten Ausmaß der Flutkatastrophe machen. „Wir haben noch kein vollständiges Bild, weil die Kommunikationswege zusammengebrochen sind. Wir haben noch immer Schwierigkeiten, unsere Büros in den Distrikten Nowshera, Swat und Charsada zu erreichen“, sagte der Leiter des Büros, Manuel Bessler, dem britischen Sender BBC.

Schätzungen der UN zufolge sind mindestens eine Million Menschen von den durch heftige Regenfälle ausgelösten Überschwemmungen betroffen. Von Hubschraubern aufgenommene Bilder des pakistanischen Fernsehens zeigten Menschen, die in ihren Dörfern auf den Dächern beschädigter Häuser Schutz vor den reißenden Fluten suchten und sich mit ihren Habseligkeiten auf dem Rücken zu Fuß einen Weg durch die Wassermassen bahnten.

In der pakistanischen Millionenstadt Peshawar trafen hunderte Überlebende der Überschwemmungen ein. „Mein Haus ist überflutet. Ich konnte nur mit ein paar Sachen entkommen“, sagte die 48-jährige Razia Bibi. Der 25-jährige Muqaddir Khan berichtete, dass ihm das Hochwasser alles genommen habe. „Ich habe drei Jahre lang hart in Saudi-Arabien gearbeitet, um mir einen kleinen Laden aufzubauen, der innerhalb von Minuten weggespült wurde“, sagte Khan.

Die Europäische Union stellte 30 Millionen Euro Soforthilfe für das Land bereit. Auch die Bundesregierung sagte dem Land finanzielle Hilfe in Höhe von bis zu einer Million Euro zu. Mit dem Geld der EU sollen Notunterkünfte, Decken sowie die Aufbereitung von Trinkwasser und der Bau von Toiletten finanziert werden, teilte die EU-Kommission in Brüssel mit. Die humanitäre Hilfe sei nicht nur für Flutopfer bestimmt, sondern auch für Menschen, die vor Gewalttaten oder Terroranschlägen auf der Flucht seien. Das Geld werde an Betroffene gehen, die ihr Hab und Gut verloren haben oder deren Häuser zerstört wurden. „Die Sicherheitslage und die humanitäre Situation in Pakistan sind sehr unsicher“, sagte die für humanitäre Hilfe zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgieva.

Auch im Nordosten Afghanistans gab es schwere Überschwemmungen, von dort wurden mehr als 60 Todesopfer gemeldet. Tausende mussten aus dem entlegenen Gebiet in Sicherheit gebracht werden, wie das afghanische Katastrophenschutzamt mitteilte. In den afghanischen Provinzen Nagahar und Kunar brachten Soldaten der Nato-Schutztruppen zusammen mit der im Aufbau befindlichen heimischen Luftwaffe mehr als 2000 Menschen in Sicherheit. Für den Einsatz seien die Einsatzkräfte auch in Gebiete geflogen, die von Aufständischen kontrolliert würden. AFP/dpa/rtr

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