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Einige Läden mussten wegen des Alkoholverbots schon schließen.

© AFP

Indien: Wie findige Hotelbetreiber das Alkoholverbot umgehen

In Indien darf im Umkreis von 500 Metern von Nationalstraßen kein Alkohol mehr verkauft werden. Hotelmanager fanden Lösungen: Sie verlängerten die Wege zur Herberge.

Gäste im Fünf- Sterne-Hotel am internationalen Flughafen von Neu-Delhi dachten zunächst an einen Aprilscherz: Angestellte entfernten zum Monatsbeginn allen Alkohol aus den Mini-Bars in den Zimmern. Indiens Oberstes Gericht hatte zuvor entschieden, dass jeder Alkoholausschank oder -verkauf im Umkreis von 500 Metern von einer Nationalstraße verboten ist. Der Schritt soll die Verkehrssicherheit auf indischen Straßen verbessern.

Die Nationalstraße NH-8, die Delhi mit Jaipur verbindet, führt direkt am „Indira Gandhi International Airport“ vorbei. Die drei Flughafen-Hotels – Holiday Inn, Ibis und Marriott – liegen damit in der Verbots-Zone. Hotelbetreiber sind alles andere als erfreut. „Unsere Gäste sind so etwas nicht gewohnt“, sagt ein Hotelmanager. Es sei peinlich gewesen, die alkoholischen Getränke abzuräumen, besonders bei ausländischen Besuchern.

Seit dem Alkoholverbot sei der Umsatz drastisch eingebrochen, klagt Ankur Bhatia, Direktor einer Hotelkette, die das Roseate Resort gegenüber vom Flughafen Terminal 3 betreibt. Restaurants und Bars hätten kaum mehr Zulauf.

Aus der Not heraus haben Luxushotels angefangen, kreativ zu werden und ihren Anfahrtsweg künstlich zu verlängern, um dem 500-Meter-Limit zu entkommen. Das Leela Ambience etwa, knapp zehn Kilometer vom internationalen Flughafen Delhi entfernt, hat seinen hundert Meter langen Hauptzufahrtsweg von der NH-8 geschlossen. Besucher müssen nun 200 Meter extra zurücklegen, wenn sie vom Flughafen kommen und eine 180-Grad- Kehrtwende einlegen, um in das Hotel zu gelangen. Unweit vom Leela-Hotel ringt das Westin mit der Frage, wie weit es nun wirklich von der Nationalstraße entfernt ist. Die Hotelleitung ist sich ziemlich sicher, dass der Anfahrtsweg mehr als 500 Meter beträgt. Die Stadtverwaltung aber sieht das anders.

Nun haben sich zwei Komitees aus „trockengelegten“ Etablissements gebildet, um sich mit der Vermessung zu beschäftigen. Betroffen sind neben Hotels auch etliche Bars, Restaurants und zwei große Shopping-Malls. Die Verwaltung hat jedoch signalisiert, dass sie zuerst einmal das Alkoholverbot durchsetzen wolle, bevor sie mit ihren Messgeräten bei den betroffenen Hotels und Lokalen erscheint.

In anderen Teilen Indiens haben Ladenbesitzer bereits interessante Wege gefunden: In Paruvur im Bundesstaat Kerala hat ein Laden, der zu nah an einer Nationalstraße liegt, ein 250 Meter langes Labyrinth aus Betontrennwänden gebaut. Ein anderer Ladenbetreiber hat den Alkohol in eine Hütte auf einem benachbarten Feld ausgelagert. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

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