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Panorama: Ins Wasser gefallen

Der ausrangierte US-Satellit UARS ist über dem Pazifik abgestürzt – das schwerste Fragment wird auf 150 Kilogramm geschätzt

Washington/Darmstadt - Der busgroße US-Forschungssatellit UARS ist am Samstagmorgen deutscher Zeit über dem Pazifischen Ozean abgestürzt. Unklar war nach Angaben der US-Raumfahrtagentur Nasa aber auch noch Stunden später, wo die Trümmer genau vom Himmel fielen. Das Strategische Kommando der USA, das für die Führung der Atomstreitkräfte und auch die Bahnverfolgung des Havaristen verantwortlich zeichnet, war am frühen Nachmittag mitteleuropäischer Zeit noch damit beschäftigt, die exakten Koordinaten des Absturzes zu ermitteln.

Etwa 90 Prozent des Satelliten seien verglüht, sagte der Sprecher der Europäischen Raumfahrtagentur Esa, Bernhard von Weyhe, in Darmstadt. Geschätzt 20 bis 25 Fragmente seien wohl übrig geblieben. Das schwerste Teil wurde auf rund 150 Kilogramm geschätzt. Laut Esa stürzte der Satellit gegen 6.20 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) ab, die Nasa nannte ein Zeitfenster zwischen 5.23 und 7.09 Uhr MESZ.

Solche Abstürze von Satelliten seien nicht selten, erläuterte der Weltraumschrott-Experte der Esa, Heiner Klinkrad, der Nachrichtenagentur dpa. So seien im vergangenen Jahr etwa 22 Satelliten und noch einmal so viele Raketenoberstufen in die Erdatmosphäre eingetreten. Auch der deutsche Röntgensatellit Rosat werde in etwas mehr als einem Monat unkontrolliert abstürzen.

Die Gefahr, von solchen Trümmern aus dem All getroffen zu werden, sei äußerst gering. „Die Wahrscheinlichkeit, dass irgendein Mensch auf der Erde von einem wiedereinkehrenden Bruchstück eines Satelliten oder einer Oberstufe ernsthaft verletzt wird, beträgt etwa 1:100 Milliarden. Bislang ist in der mehr als 50-jährigen Weltraumgeschichte keine einzige Person zu Schaden gekommen“, sagte Klinkrad. Der Satellit UARS wurde 1991 ins All geschickt, um die Ozonschicht und die Erdatmosphäre zu untersuchen. Die Messungen endeten im Jahr 2005. Seitdem ist der Satellit, der unter anderem aus Stahl und Beryllium besteht, außer Betrieb. Abgebremst durch die Restatmosphäre, näherte er sich mit leeren Tanks immer mehr der Erde. Wer ein Teil finde, solle es nicht anfassen, sondern die Polizei benachrichtigen, warnte die Nasa.

Aufnahmen von Himmelserscheinungen aus Texas und Hawaii könnten nach Angaben des Nachrichtensenders CNN auf Trümmer des Satelliten hindeuten. Der Astrophysiker Jonathan McDowell von der Harvard-Universität wies darauf hin, dass der US-Forschungssatellit UARS bei weitem nicht der größte Weltraummüll gewesen sei, der auf die Erde stürzte. „Das ist nichts gegen die Skylab-Angst in den 70er Jahren, als die etwa 70 Tonnen schwere Raumstation vom Himmel stürzte“, zitierte CNN den Experten. Trümmer von Skylab fielen 1979 über Westaustralien herab – Berichte über Verletzte gab es aber auch damals nicht. dpa/dapd

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