zum Hauptinhalt
Googles Plattform "AdWords" deckt selbstständig Betrügereien auf.

© Reuters

Internet: Google deckt chinesischen Autodiebesring auf

Google-Mitarbeiter enthüllen versehentlich eine bisher unbekannte Masche chinesischer Autodiebe. Die Verbrecher bedienten sich Googles Werbeplattform, um ihre gestohlenen Fahrzeuge zu verkaufen. Ein Einschreiten der chinesischen Behörden ist unwahrscheinlich.

Während einer Routineüberprüfung der hauseigenen Werbeplattform "AdWords" haben Mitarbeiter von Google zufällig einen Ring chinesischer Autodiebe aufgedeckt. Das berichtet das amerikanische Online-Magazin "The Verge".

AdWords gehört zum Kerngeschäft des Internetriesen, jedes Jahr versorgt das System Milliarden Webbrowser mit datenbasierter Werbung. Die meisten der geschalteten Anzeigen sind völlig legal, einge aber verstoßen gegen geltendes Recht. Um diese illegalen Inhalte herauszufiltern, bedient sich Google eines mitlernenden Algorithmus, der beispielsweise anhand der Geschwindigkeit und Häufigkeit von Verkäufen Anzeigen als illegal markiert. In den meisten dieser Fälle handelt es sich um Betrug oder gefälschte Produkte. Ein Team von Mitarbeitern überprüft die verdächtigen Inhalte daraufhin und lässt sie entweder zu oder sperrt sie auf Dauer. Allein letztes Jahr wurden auf diese Art und Weise mehr als 224 Millionen Anzeigen vom Netzwerk genommen.

Diebstahl auf "Anfrage"

Bei der diesjährigen Kontrolle fiel den Zuständigen aber eine Häufung automatisch gesperrter Gebrauchtwagenanzeigen auf. Während sie zunächst an einen Systemfehler glaubten, fiel bei näherer Überprüfung allerdings schnell auf, dass hinter den Anzeigen ein System steckte. Es handelte sich um einen organisierten Ring von chinesischen Autodieben, die fremde Autos auf offener Straße fotografierten und dann online einstellten. Sobald sich ein möglicher Kunde meldete, hereingefallen auf die "Gebrauchtwagen"-Anzeige, wurde das Auto gestohlen und dem Käufer vorgeführt. Bis den vermeintlichen neuen Besitzern der Autos auffiel, dass sie eigentlich Diebesgut gekauft hatten, waren die Autodiebe längst wieder verschwunden.

Eine Verfolgung der Diebe ist unwahrscheinlich

"Diese Leute sind hochprofessioniell", sagt Dahui Li, Computerwissenschaftler an der Universität Minnesota und Spezialist für chinesischen Onlinebetrug The Verge. Die Tatsache, dass das Angebot virtuell über das Internet eingestellt wird, der Kauf aber in Person stattfinde, erhöhe das Vertrauen der Kunden und mache diese dreiste Masche der Autodiebe erst möglich, "Chinesen wollen ein Produkt sehen, bevor sie es kaufen".

Trotz der Enthüllung ist eine Verfolgung der Diebe durch die chinesischen Behörden allerdings eher unwahrscheinlich. Die Beziehungen zwischen Google und China gelten als angespannt, seitdem Google die immer neue Zensur seiner Suche verweigert hat.

Torben David

Zur Startseite