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INTERVIEW MIT MARCO W.: Fragwürdig

Für „Bild“ und ihr türkisches Pendant „Hürriyet“ war es ein Erfolg, doch die Umstände werfen Fragen auf. In den Blättern erschien am Dienstag ein Interview mit Marco W.

Für „Bild“ und ihr türkisches Pendant „Hürriyet“ war es ein Erfolg, doch die Umstände werfen Fragen auf. In den Blättern erschien am Dienstag ein Interview mit Marco W., das „Hürriyet“-Reporter Dursun Gündogdu im Gefängnis von Antalya geführt hatte. An dem Gespräch mit dem Minderjährigen hatten weder die Eltern noch ein Anwalt teilgenommen. Im Auswärtigen Amt in Berlin hieß es: „Wir stehen mit den türkischen Behörden in Kontakt, um sicherzustellen, dass Marco W.s Rechte gewahrt bleiben – insbesondere im Hinblick auf seine Minderjährigkeit.“ Deutlicher noch äußerte sich der Brandenburger SPD-Abgeordnete und Anwalt Peter Danckert, Mitglied im Rechtsausschuss des Bundestages. Das Interview sei „indiskutabel“. Ein Jugendlicher überblicke ohne Anwalt nicht, welche Folgen ein Pressegespräch im Gefängnis für sein Verfahren haben könnte. In Berlin wird laut Senatsverwaltung für Justiz aus erzieherischen Gründen grundsätzlich kein Interview mit Jugendlichen in Untersuchungshaft gestattet. Nach Ansicht des Deutschen Presserats ist ein solches Interview ohne Beisein von Eltern oder Anwalt „fragwürdig“. Eine Redakteurin von „Hürriyet“ in Istanbul berief sich indes auf eine Genehmigung des Justizministeriums in Ankara. Sie wusste aber nicht, ob „Hürriyet“ die Eltern von Marco W. oder deren Anwalt vor dem Interview um Erlaubnis gebeten hatte. „Bild“-Sprecher Tobias Fröhlich sagte: „Wir haben das Interview von ,Hürriyet‘ bekommen und gedruckt.“ Der Anwalt der Familie W. kommentierte den Vorgang nicht. fan

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