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Tupolew

© Archivbild: dpa

Iran: "Das Flugzeug fiel plötzlich vom Himmel"

Kurz nach dem Start in Teheran schlug die vollbesetzte Tupolew 154 nahe der Stadt Qazvin im Nordwesten des Iran auf einem Acker auf. Alle 153 Passagiere, darunter zwei Kinder, sowie die 15 Besatzungsmitglieder sind offenbar tot.

„Das Flugzeug fiel plötzlich vom Himmel und explodierte beim Aufprall“, berichtete ein Augenzeuge dem iranischen Staatsfernsehen Press TV. Ein anderer sagte, die Maschine habe bereits gebrannt, sei noch kurze Zeit gekreist, als hätten die Piloten einen Platz für eine Notlandung gesucht. 16 Minuten nach dem Start in Teheran schlug die vollbesetzte Tupolew 154 am Mittwochvormittag nahe der Stadt Qazvin im Nordwesten des Iran auf einem Acker auf. Alle 153 Passagiere, darunter zwei Kinder, sowie die 15 Besatzungsmitglieder seien sofort tot gewesen, sagte ein leitender Mitarbeiter der iranischen Rettungskräfte. Das dreistrahlige Flugzeug der Caspian Airlines war gegen 11 Uhr 30 auf dem Imam Chomeini Flughafen der iranischen Hauptstadt gestartet. Wie die halbstaatliche Nachrichtenagentur Fars berichtete, hätten die Piloten kurz danach technische Probleme gemeldet und eine Notlandung versucht. Der Chef der armenischen Zivilluftfahrtgesellschaft erklärte auf einer Pressekonferenz, ein Triebwerksbrand hätte das Unglück ausgelöst – nannte dies aber einschränkend „keine offizielle Version der Absturzursache“.

Die 22 Jahre alte Unglücksmaschine sollte von Teheran in die armenische Stadt Eriwan fliegen. Sie hatte nach Angaben der Fluggesellschaft vor allem armenische und georgische Passagiere an Bord, deren weinende Angehörige sich am Nachmittag auf dem Flughafen von Eriwan einfanden. Unter den Passagieren waren auch zehn Mitglieder der iranischen Judo-Jugendnationalmannschaft, acht Athleten und zwei Trainer. Sie wollten sich nach Angaben des staatlichen Fernsehens in Eriwan mit dem armenischen Nationalteam auf einen Wettkampf am 6. August in Ungarn vorbereiten. Im Iran leben etwa 100.000 Armenier, die die Flugverbindungen zwischen Teheran und Eriwan nutzen, um ihre Verwandten zu besuchen.

Den Rettungskräften an der Unglücksstelle bot sich ein schreckliches Bild. „Es hat eine Explosion gegeben, die einen zehn Meter tiefen Krater gerissen hat“, sagte ein lokaler Feuerwehrmann. „Wir konnten nichts mehr tun. Wir haben versucht, das Feuer zu löschen, so gut wir konnten.“ Große und kleine Wrackteile, aber auch Koffer, Schuhe und Kleider lagen über dem gesamten Unglücksgebiet verstreut. Die Fernsehbilder zeigten Helfer, die hilflos in den teilweise noch rauchenden Trümmern hin- und hergingen. Die Körper der Menschen an Bord seien „komplett verbrannt“, sagte Qazvins Polizeichef Massoud Jafarinasab. Abgesehen von dem Notruf der Piloten gibt es über die Ursache des Absturzes bislang keinerlei gesicherte Informationen. Soldaten jedoch suchen nach Angaben der Provinzregierung nach dem Flugschreiber.

Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad sprach unterdessen den Familien, dem iranischen Volk und Irans oberstem geistlichen Führer, Ayatollah Ali Chamenei, sein Beileid aus und kündigte eine rasche Untersuchung der Unglücksursache an. Die Fluggesellschaft Caspian Airlines wurde 1993 als Joint Venture des Iran und Russlands gegründet. Sie besitzt drei Maschinen des Typs Tupolew 154, deren Wartung nicht durch westliche Sanktionen behindert wird. In den vergangenen Jahren gab es im Iran mehrere Flugzeugunglücke mit veralteten und schlecht gewarteten russischen Maschinen. Am 12. Februar 2002 starben alle 119 Passagiere, als eine Tupolew 154 von Iran Airtour nahe der westiranischen Stadt Khorramabad gegen einen Berg prallte. Am 19. Februar 2003 verunglückte eine Iljuschin 76, die als Truppentransporter diente, im Südosten des Landes. Alle 276 Insassen starben, die meisten gehörten den Revolutionären Garden an. Im September 2006 starben 29 der 148 Insassen, als eine Tupolew 154 in der östlichen Stadt Maschhad von der Landebahn abkam und in Flammen aufging.

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