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Panorama: Irgendwas stinkt doch hier

Fleischskandal in Deutschland: Geflügelproben waren vergammelt

Totenstille herrschte am Donnerstag auf dem Gelände der Firma Bünnenmeyer in Lastrup. Hier, wo der jüngste Skandal um Ekel erregendes Geflügelfleisch seinen Ausgang nahm, standen die Produktionsanlagen still. Der Landkreis Cloppenburg hat die Arbeit des Geflügelhofes einstellen lassen. Einzig ein paar Kamerateams der Fernsehanstalten belebten das Gelände. Sie suchten Bildmaterial für ein Thema, das bei vielen Menschen Würgereize auslöst.

Bilder sind auch die falsche sinnliche Ebene. Die Probe „stank zum Himmel“, das Fleisch sei vergammelt und nicht zum Verzehr geeignet gewesen, sagte gestern eine Sprecherin des Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES). Sie bestätigte damit Informationen vom Vortag.

Es war eine Mitarbeiterin des Betriebs, die die Behörden auf die Zustände aufmerksam gemacht hat. Ihre Motive sind nicht bekannt, auch nicht der Grund, warum sie es zu diesem Zeitpunkt tat.

Der ermittelnde Staatsanwalt Bernard Südbeck sagte, eine erste Sicht- und Geruchsprobe des sichergestellten Fleisches habe ein „katastrophales Ergebnis“ gebracht. Nun werde geprüft, ob das Fleisch mit Keimen belastet ist.

Die Firma steht im Verdacht, tiefgefrorenes Fleisch unsachgemäß aufgetaut und als Frischfleisch in den Handel gebracht zu haben. Die Firma solle darüber hinaus vom Handel beanstandete Retour-Ware wieder eingefroren und später erneut als Frischfleisch angeboten haben. Der Geflügel verarbeitende Betrieb soll große Mengen verdorbenes Hühnerfleisch an Großmärkte und Zwischenhändler verkauft haben. Laut NDR-Info soll sogar schon Fleisch in verschiedene Imbissbetriebe und damit bis zum Endverbraucher gelangt sein. Sichergestellt wurden 33 Tonnen Fleisch, das meiste davon in dem betroffenen Betrieb selber. Eine weitere, kleinere Menge hatte das Unternehmen in einem Kühlhaus im Kreis Cloppenburg eingelagert, erklärte Landkreis-Pressesprecher Ansgar Meyer. Fündig wurden die Beamten auch in einem Verarbeitungsbetrieb im Landkreis. Der Lastruper Betrieb ist bereits am Mittwoch durchsucht worden.

Dort soll auch Wasser in Frischfleisch gepresst worden sein – Verbraucher kauften mehr Flüssigkeit als Fleisch. Die Ermittlungen wegen Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz und des Verdachts des gewerbsmäßigen Betruges richteten sich gegen den Firmenbetreiber, einen 45 Jahre alten Mann aus Lastrup.

Die Ermittlungen weiten sich mittlerweile aus. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg ließ am Donnerstagabend 15 Zwischenhändler untersuchen, die Fleisch von der Lastruper Firma erhalten haben sollen. Es handelt sich um drei Betriebe im Landkreis Cloppenburg, drei im Landkreis Vechta sowie weitere Unternehmen in Mönchengladbach, Duisburg, Solingen, Hagen, Berlin, Bremen und in Baaden-Würtemberg.

Auch dieses Fleisch soll jetzt untersucht werden. Möglicherweise muss es vernichtet werden. Ob noch an anderen Orten Fleisch aus Lastrup eingelagert ist, konnte der Oldenburger Staatsanwalt Bernard Südbeck gestern nicht sagen. Auch wie lange die illegalen Praktiken schon andauern, ist den Behörden noch nicht bekannt. Ergebnisse über die sichergestellten Fleischprodukte werden erst am Anfang kommender Woche erwartet.

Und was sagt das Lastruper Unternehmen? Erst mal nichts. Eine für den gestrigen Freitag angekündigte Stellungnahme soll jetzt nächste Woche erfolgen.

Nicht zu erfahren war bis gestern Abend, ob die belieferten Firmen das Ekel erregende Material überhaupt vernichten müssen, wenn sie nachweisen können, dass durch eine Weiterverarbeitung alle Bakterien abgetötet werden. Unklar ist auch, unter welchem Namen die Endprodukte laufen, zu denen das Fleisch aus dem besagten Unternehmen weiterverarbeitet wird.

Matthias Ellmann[Lastrup]

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