zum Hauptinhalt

Islam-Kritik: Türkei will Papst-Besuch absagen

Nach den umstrittenen Äußerungen von Papst Benedikt XVI. über den Islam wird in der Türkei der Ruf nach einer Absage des Türkei-Besuches des Papstes laut. Auch im pakistanischen Parlament formiert sich Widerstand.

Istanbul - "Jemanden, der über unseren Propheten herzieht, wollen wir in der Türkei nicht sehen", sagte der Gewerkschaftsvorsitzende der Angestellten im türkischen Religionsamt, Ahmet Yildiz, der islamistischen Zeitung "Anadolu'da Vakit". Auch der Vorsitzende der Gesundheitsgewerkschaft Saglik-Is, Mustafa Basoglu, wandte sich gegen den Papst-Besuch und sagte, mit einer solchen Haltung solle Benedikt XVI. nicht in die Türkei kommen. Politiker aus Regierung und Opposition in Ankara kritisierten den Papst ebenfalls heftig.

Eine Stellungnahme von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan zu dem Thema lag zunächst nicht vor. Einige Abgeordnete seiner Regierungspartei AKP meldeten sich aber mit Kritik zu Wort. Der Chef der konservativen Oppositionspartei DYP, Mehmet Agar, nannte die Äußerungen des Papstes "sehr gefährlich".

Reaktion des Vatikan ist ungenügend

Der Vatikan hatte angesichts der Proteste aus der islamischen Welt erklärt, der Papst habe die religiösen Gefühle der Moslems nicht verletzen wollen. Die gemäßigte islamistische Zeitung "Zaman" bezeichnete die Reaktion des Vatikan jedoch als "ungenügend". Die Boulevardzeitung "Sabah" titelte, die Worte des Papstes hätten "den Frieden getötet".

Auch das Parlament in Pakistan hat gegen die Äußerungen von Papst Benedikt XVI. über den Islam protestiert. Die Abgeordneten in Islamabad verabschiedeten einstimmig eine Entschließung, in der sie das Oberhaupt der katholischen Kirche aufforderten, seine Bemerkungen zurückzunehmen. Mit seinen verächtlichen Äußerungen über den Islam habe der Papst "die Gefühle der moslemischen Welt verletzt", hieß es in der Resolution. "Im Interesse der Harmonie zwischen den Religionen" solle er seine Bemerkung deshalb zurücknehmen.

Äußerungen des Papstes sind bedauerlich

Das pakistanische Außenministerium bezeichnete die Äußerungen von Papst Benedikt XVI. als bedauerlich. "Wer behauptet, dass dem Islam etwas Schlechtes oder Unmenschliches innewohnt, zeigt nur seine eigene Unwissenheit über diese große Religion", sagte Außenamtssprecherin Tasnim Aslam. Pakistan ist zu rund 95 Prozent moslemisch.

Der Papst hatte in Regensburg einen byzantinischen Kaiser mit der Feststellung zitiert, Mohammed habe "nur Schlechtes und Inhumanes" in die Welt gebracht. Der Chef des staatlichen Religionsamtes in der Türkei, Ali Bardakoglu, forderte darauf eine Entschuldigung und sagte, in der derzeitigen Situation sehe er nicht, welchen Nutzen der Papst-Besuch bringen sollte. Der Besuch ist für Ende November vorgesehen und soll unter anderem der Wiederannäherung zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche dienen, dessen geistliches Oberhaupt in Istanbul seinen Sitz hat. (tso/AFP)

Zur Startseite