zum Hauptinhalt

Italien: Pastaindustrie in der Nudelpresse

Italiens Pasta-Industrie wird für ein flächendeckendes Preiskartell bestraft. Unterdessen kämpft Minister Luca Zaia gegen die Ananas.

Die Italiener sind davon überzeugt, dass sie andauernd übers Ohr gehauen werden. In einem sehr neuralgischen Bereich haben sie das jetzt amtlich: Die heimischen Nudelfirmen sollen ein riesiges Preiskartell gebildet haben.

Das konnte ja nicht mit rechten Dingen zugegangen sein: Die Preise für Pasta sind im vergangenen Jahr fast um ein Drittel gestiegen. 30 Prozent mehr als 2007 kostete das italienische Grundnahrungsmittel Nummer eins. Im Vergleich zu 2006 mussten die italienischen „Mamme“ sogar 52 Prozent mehr für den unersetzlichen Teller Nudeln ausgeben. Derart verteuert hat sich kein anderes Lebensmittel.

Jetzt hat Italiens Kartellbehörde den 26 größten Nudelherstellern des Landes eine Strafe von 12,5 Millionen Euro aufgebrummt. „Wir haben unwiderlegbare Beweise für eine Absprache zur Preiserhöhung“, sagt Behördenchef Antonio Catricalà. Das illegale Bündnis war demnach flächendeckend. Die beschuldigten Firmen stillen 90 Prozent des italienischen Nudelhungers. Nun beißen sie zurück. In seitenfüllenden Anzeigen bestreitet der nationale Herstellerverband jegliche Preisabsprache; eigene Zeitungsseiten hat der Barilla-Konzern gekauft, der Weltmarktführer in Sachen Teigwaren. „Seit 130 Jahren“, mault Konzernchef Guido Barilla, biete man die Pasta zu einem „gerechten Preis“ an; mit den Vorwürfen des Kartellamts habe man „absolut nichts zu tun“. Zu Preiserhöhungen sei man „am Ende“ nur deshalb gezwungen gewesen, weil sich das Getreide als Rohstoff „in geschichtlich nie da gewesener Weise“ verteuert habe. Der Getreidepreis hat sich nach Angaben der Nudelverbandes seit 2005 mehr als vervierfacht.

Wie auch immer: Für Italiens Regierung kommt das Misstrauensvotum der Kartellwächter gegen die Nudelbranche zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Landwirtschaftsminister Luca Zaia betreibt nämlich gerade eine Kampagne: „Esst italienisch!“ Zu Weihnachten und Silvester hat er damit angefangen. Statt französischem Champagner sollten seine Landsleute mit heimischem Prosecco anstoßen, statt der beliebten Nachtisch-Ananas sollten sie „einen guten Apfel aus dem Trentino“ verspeisen; die Kiwis fanden als Exoten nur deswegen Gnade, weil Italien weltweit die meisten davon anbaut. Seinen bisher letzten Erfolg errang Zaia im Parlament. Dort ist vor ein paar Tagen die französische Butter zugunsten der italienischen Konkurrenz aus dem Büfett genommen worden.

Immerhin gibt Italiens Lebensmittelindustrie trotz Weltwirtschaftskrise keinen Anlass zur Sorge. Der Mensch isst praktisch genauso viel wie vor der Krise, steigende Preise haben 2008 den Jahresumsatz um sieben Milliarden Euro (5,7 Prozent) wachsen lassen. Ein Sechstel davon geht in den Export; gerade die Ausfuhren zum treuesten Hauptkunden Italiens, Deutschland, haben um 10,7 Prozent zugenommen. Fiele es den Deutschen ein, nur mehr deutsch essen zu wollen, dann wäre Italiens Lebensmittelwirtschaft schlagartig um 2,5 Milliarden Euro ärmer. Und Landwirtschaftsminister Luca Zaia müsste sich einiges fragen lassen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false