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Panorama: Jagd auf den Kometen

Im dritten Anlauf konnte die europäische Raumsonde „Rosetta“ starten. Ihre Reise dauert fast elf Jahre

Für diese Reise sind die Europäer besser gerüstet. Nach der fehlgeschlagenen Landung auf dem Mars wollen sie nun ein Raumfahrzeug auf einem viel ferneren und kleineren Himmelskörper absetzen: dem Kometen Churyumov-Gerasimenko. Und damit dieser erste Ritt auf einem Kometen in der Geschichte der Raumfahrt glückt, haben sie ihr Landegerät mit vielen doppelten Sicherungen ausgestattet – für die fehlte bei der verschollenen Marssonde „Beagle“ das Geld.

Am Dienstagmorgen startete die etwa eine Milliarde Euro teure Kometensonde „Rosetta“ in Kourou in Französisch-Guyana. Im dritten Anlauf, nachdem sie in der vergangenen Woche wegen des schlechten Wetters auf der Rampe hatte bleiben müssen. Nach dem Abpumpen des Treibstoffs war dann auch noch ein Stück der Isolierung vom Tank der Ariane-Trägerrakete abgeplatzt, sodass sich der Start noch einmal verschoben hatte. Aber was sind schon ein paar Tage Verzögerung bei einer Expedition, auf die sich die Forscher neun Jahre vorbereitet haben und die erst im November 2014 ihr Ziel erreichen wird!

„Rosetta“ kann nicht geradewegs auf ihr Ziel zufliegen. Keine Trägerrakete ist schubstark genug, um die Raumsonde auf direktem Weg zu dem Kometen zu befördern. Die Sonde muss unterwegs mehrfach Schwung holen: Bei nahen Vorbeiflügen an den Planeten gewinnt sie die nötige Energie, die sie auf immer höhere Bahnen hebt. „Einmal fliegt sie am Mars vorbei, dreimal an der Erde“, sagt Berndt Feuerbacher vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln.

Er ist einer der beiden geistigen Väter der Landesonde, die auf dem Kometen niedergehen soll – auf einem weitgehend unbekannten Himmelskörper, der sich mit mehr als 100 000 Kilometern pro Stunde durchs Sonnensystem bewegt. „Erst kurz bevor wir landen, werden wir wissen, wie es dort aussieht“, sagt Feuerbacher. Im März 2003 schauten sich europäische Forscher den Kometen Churyumov-Gerasimenko mit dem Weltraumteleskop „Hubble“ an. Der in Gas gehüllte Komet hat einen festen Kern, der fünf Kilometer lang und drei Kilometer breit ist und in der Form einem Rugby-Ei ähnelt.

Doch der Komet schrumpft. Bei jedem Umlauf um die Sonne verliert er eine rund anderthalb Meter dicke Eisschicht. In der Wärme der Sonne treten Gas und Staub aus seinem Inneren aus und erzeugen den weithin sichtbaren Kometenschweif. Nach diesem Spektakel zieht er sich wieder für gut sechs Jahre in die kalten Außenregionen unseres Sonnensystems zurück.

Die Anziehungskraft des Kometen ist sehr gering: etwa 10 000 Mal kleiner als die der Erde. Wer dort leben würde, könnte einen Stein mit leichtem Schwung auf eine Reise durchs All schicken. „Es wird daher, anders als beim Mars, kein Problem sein, weich zu landen. Das Problem wird eher sein, dort zu bleiben“, sagt Feuerbacher. Das Landegerät darf beim Aufsetzen keinen Rückstoß bekommen, sonst verschwindet es auf Nimmerwiedersehen im All. „Wir müssen uns, sobald wir ankommen, mit einer Harpune im Eismantel festzurren.“ Bis zu zwei Meter tief werde die Harpune ins Eis eindringen und von Widerringen festgehalten.

Nach Erreichen des Ziels sollen die Bordinstrumente Bodenproben nehmen und analysieren. Der Komet besteht zwar vor allem aus Wasser, aber vermutlich auch zu fast einem Drittel aus organischen Molekülen, darunter für Leben wichtige Aminosäuren. „Kometen sind so etwas wie die Leitfossilien in unserem Sonnensystem“, sagt Feuerbacher. „Sie haben sich seit der Entstehung des Sonnensystems kaum verändert.“ Der Ritt auf dem Kometen könnte daher ans Licht bringen, aus welchem Material sich die Erde und ihre Nachbarplaneten einst gebildet haben.

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