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Panorama: Jetzt wird auch in Holland gesucht

Der Fall des Serienmörders Michel Fourniret weitet sich aus. Erste Leichen in Frankreich gefunden

Fanzösischen Sicherheitsbehörden ist es am späten Samstagabend gelungen, zwei Opfer des mutmaßlichen Serienmörders Michel Fourniret zu identifizieren. Auf einem Waldgrundstück bei Sedan wurden die Leichen der bei ihrem Verschwinden 1989 12-jährigen Belgierin Elisabeth Brichet und der damals 22-jährigen französischen Studentin Jeanne-Marie Desramault exhumiert. Dies gab der Oberstaatsanwalt von Namur, Cédric Visart de Bocarmé, bekannt.

Fahnder vermuten, dass sich die Zahl der Opfer noch erhöhen könne. Inzwischen hat die Polizei im niederländischen Limburg mit den belgischen und französischen Ermittlungsteams Kontakt aufgenommen um zu klären, ob Fourniret auch für eine Reihe geheimnisvoller, nie aufgeklärter Fälle verschwundener Mädchen im niederländisch-belgischen Grenzgebiet verantwortlich ist. Die dänische Polizei untersucht, ob die Vergewaltigung und versuchte Tötung eines elfjährigen Mädchens 1999 in Dänemark Fourniret anzulasten ist.

Fourniret war vor einem Jahr in Wallonien nach einem missglückten Entführungsversuch festgenommen worden. Der 62-jährige Förster hat nach Angaben der Behörden inzwischen neun Morde zwischen 1989 und 2001 gestanden, darunter sieben an jungen Mädchen und Frauen. Die weiteren Opfer waren ein Autofahrer, den Fourniret Ende der achtziger Jahre auf einem Rastplatz in Frankreich umgebracht haben soll, sowie die Ehefrau eines Anführers der linksradikalen Terrorgruppe „Action Directe“, die den Kriegsschatz der Organisation verwaltete. Fourniret brachte des Geld der Gruppe in seinen Besitz und kaufte sich davon das Schloss Satau bei Sedan. Auf dem Anwesen wurden am Samstag die Leichen der beiden Mädchen ausgegraben.

Die Bergungsarbeiten der nun gefundenen Leichen gestalten sich schwierig, da das Schloss, das Fourniret 1988 kaufte, von einem umfangreichen Waldgrundstück umgeben ist, das sich seit dem Verscharren der Leichen so stark verändert hat, dass Fourniret die Gräber nur schwer wiedererkannt hatte. Der Franzose war im vergangenen Jahr nach Belgien gezogen, wo seine Vorstrafe wegen Vergewaltigung Minderjähriger nicht bekannt war. Ihm gelang es sogar, in Wallonien einen Posten als Hausmeister in einer Schulkantine zu bekommen.

Diese Tatsache hat in Belgien inzwischen zu einer heftigen Diskussion über die strafrechtliche Zusammenarbeit in der EU geführt. Vertreter von „Child Focus“, einer belgischen Nichtregierungsorganisation, die als Reaktion auf die Affäre Dutroux vom Vater eines Dutroux-Opfers gegründet wurde und sich auf die Suche nach verschwundenen Kindern spezialisiert hat, forderte die Einführung eines EU-weiten Strafregisters für Täter, die sich an Kindern vergehen.

Politiker in verschiedenen EU-Staaten fordern indes die Einführung eines EU-weiten allgemeinen Vorstrafenregisters. Nach Presseberichten ist die belgische Regierung in dieser Frage bei der EU-Kommission vorstellig geworden.

Klaus Bachmann[Brüssel]

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