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Jugendgewalt: Klassenfahrt um "ein paar Leute wegzuklatschen"

Sie wollten nach eigener Aussage Spaß haben. Den suchte eine Gruppe von Schülern, indem sie in München einen Geschäftsmann und einen Studenten krankenhausreif prügelten.

Sie waren wohl von vornherein auf Krawall aus. Denn, so eine Gruppe Schweizer Jugendlicher auf Klassenabschlussfahrt in München, sie wollten "ein paar Leute wegklatschen" und "Spaß haben". So griffen sie laut Zeugen aus heiterem Himmel mitten in der Stadt einen Geschäftsmann auf offener Straße an und verletzten ihn schwer. Anschließend schlugen die alkoholisierten Schüler ohne erkennbares Motiv einen bulgarischen Studenten nieder und verprügelten drei ältere Männer, wie die bayerischen Ermittler am Donnerstag mitteilten.

In ihrer Unterkunft am Münchner Bahnhof nahm die Polizei vier Verdächtige fest. Einen weiteren holten sie während der Rückfahrt der Gruppe aus dem Bus heraus. Die drei Hauptverdächtigen sind den Angaben zufolge zwei Schweizer und ein Slowene, die beiden anderen ein Portugiese und ein weiterer Schweizer. Die jungen Schweizer zwischen 15 und 17 Jahren kamen aus Zürich.

In der anschließenden Vernehmung hätten sie gesagt, sie wollten "ein paar Leute wegklatschen" und hätten den "Kick" gesucht. Sie seien angetrunken gewesen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem wegen versuchten Mordes. Gegen drei 16-Jährige wurde Haftbefehl beantragt, ein 15- und ein 17-Jähriger sollen hingegen nicht unmittelbar beteiligt gewesen sein.

Das erste Opfer, ein 46-jähriger Versicherungskaufmann aus Ratingen in Nordrhein-Westfalen, musste laut Polizei wegen mehrerer Brüche im Gesicht und einem Schleudertrauma schwer verletzt in eine Klinik. Er war am Mittwoch gegen 23.35 Uhr nach einem Geschäftsessen auf dem Weg zu seinem Hotel gewesen. Er erinnert sich laut Staatsanwaltschaft nur teilweise an den Vorfall und konnte bisher nicht vernommen werden. Der Student erlitt Hämatome im Gesicht und am Hals.

Die Jugendlichen hätten plötzlich auf den Versicherungskaufmann eingeschlagen, hieß es. Das Opfer sei ihnen unbekannt gewesen und es habe vorher keinen Kontakt oder Wortwechsel gegeben, sagte eine Polizeisprecherin. "Sie haben ihn wahllos ausgesucht, es gab keinerlei Anlass – und er hatte keine Chance, sich zu wehren."

Laut der Ermittler gingen die Schläger mit äußerster Gewalt zur Sache. Auch als das Opfer bereits am Boden lag, traten sie weiter auf den Mann ein. Danach flüchteten sie. Zeugen riefen die Polizei und gaben erste Beschreibungen.

Auf dem Weg zu ihrer Unterkunft trafen die jungen Schweizer offenbar zufällig auf den Studenten, den sie ebenfalls ohne erkennbares Motiv niederschlugen. Zudem sollen sie drei ältere Männer verprügelt haben. "Man kann sich das als eine Art Amoklauf vorstellen, zum Glück nicht mit Waffen", sagte Staatsanwalt Laurent Lafleur.

Die Brutalität erinnert an den Fall der Münchner U-Bahn-Schläger von 2007, der bundesweit für Aufsehen sorgte und in eine intensive Debatte über Jugendgewalt und Ausländerfeindlichkeit führte. Damals hatten zwei Jugendliche kurz vor Weihnachten 2007 einen Rentner an einer U-Bahnstation zusammengeschlagen und schwer verletzt liegengelassen. Dabei gab es zumindest einen erkennbaren Anlass: Der Mann hatte sie zuvor in der U-Bahn aufgefordert, die Zigarette auszumachen. Die Täter wurden im vergangenen Sommer wegen versuchten Mordes zu langen Haftstrafen verurteilt.  

ZEIT ONLINE, dpa

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