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Kälteeinbruch: Erste Todesopfer auch in Deutschland

Der Kälteeinbruch hat in Teilen Europas neue Temperaturrekorde in diesem Winter erreicht. Die Polizei geht hierzulande vermehrt auf "Kälte-Streife".

Hamburg - Mit Tiefstwerten bis knapp minus 34 Grad war der Montag vielerorts der bisher kälteste Tag, teilte der Wetterdienst Meteomedia mit. Der kälteste Ort in Deutschland war Funtensee in Bayern mit minus 34,8 Grad. Am Sonntag waren in Deutschland vier Menschen erfroren: In Sachsen-Anhalt starben eine Frau und ein Jogger, in Niedersachsen erfror ein 68-jähriger Mann, in Hessen ein Obdachloser.

Die aus Russland kommende Kältewelle erreichte am Montag auch Frankreich, Tschechien, Rumänien, Österreich, Ungarn, die Türkei und Griechenland. In Polen dauerte die arktische Kälte an. Dort brach am Morgen in mehreren Orten der Nahverkehr zusammen, weil das Benzin in den Bussen gefror, berichtete der polnische Rundfunk. In Oberschlesien dagegen versagte die Elektronik vieler Straßenbahnen in der dicht bevölkerten Region. Im Zugverkehr kam es zu zahlreichen Verspätungen. Seit dem Wochenende erhält Polen deutlich weniger Erdgas aus Russland. Die Gaszufuhr sei um 34 Prozent verringert worden, teilte das Wirtschaftsministerium am Montag in Warschau mit.

In Tschechien forderten Temperaturen von bis zu minus 30 Grad das 14. Kälteopfer dieses Winters. Ein 46 Jahre alter Obdachloser wurde in Prag erfroren unter einer Brücke gefunden.

In Rumänien starben bis Montag mindestens fünf Menschen durch die Kälte. In der Hauptstadt Bukarest wurden Zelte aufgestellt, wo gratis heißer Tee ausgeschenkt wurde. Hier herrschten Temperaturen von minus 17 Grad. 25 Menschen, die kurz vor dem Erfrieren waren, wurden ins Krankenhaus gebracht.

Im Norden Griechenlands herrschten Temperaturen um den Gefrierpunkt, und es schneite auch in den Niederungen, wie das Fernsehen zeigte. Schneeketten waren erforderlich. In der Ägäis wehten Winde der Stärke acht bis neun. Meteorologen warnten vor Dauerfrost in den kommenden zwei Tagen.

In Ungarn wurden saisonale Tiefsttemperaturen zwischen minus 19 und minus 11 Grad gemessen. Auch dort führten Schneestürme und Schneeverwehungen zu erheblichen Verkehrsbehinderungen.

Im türkischen Istanbul begann es am Montag zu schneien. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt hielten sich die Behinderungen im Straßenverkehr allerdings zunächst in Grenzen. Die 12 Millionen Bewohner wurden aufgefordert, das Auto möglichst stehen zu lassen. Der Bosporus wurde wegen Schneetreibens und geringer Sichtweiten für Transitschiffe gesperrt.

In der Stadt Podolsk bei Moskau saßen bei Außentemperaturen von minus 22 Grad am Montag etwa 12 000 Menschen im Kalten, weil die Heizung ausgefallen war. Die Fernwärmeleitung zwischen einem Heizkraftwerk und 26 Hochhäusern sei geplatzt, teilte der russische Zivilschutz mit. Auch ein Kindergarten und eine Oberschule könnten nicht mehr geheizt werden, meldete die Agentur Interfax. Am Wochenende starben nach offiziellen ärztlichen Angaben in Moskau sieben Menschen an Unterkühlung.

In Deutschland wurden am Montag Rekordwerte gemessen: Im bayerischen Haidmühle waren es minus 27 Grad, in Morgenröthe- Rautenkranz in Sachsen minus 24,5. In Berlin war es minus 20 Grad kalt. Die für viele ungewohnte Kälte forderte in Deutschland erste Todesopfer: In Sachsen-Anhalt erfror am Sonntagabend eine 74-Jährige in Wolfen. Die gehbehinderte Frau habe nur kurz zum Briefkasten gehen wollen, sei dabei gestürzt und habe nicht wieder aufstehen können, sagte ein Polizeisprecher. Ebenfalls in Sachsen-Anhalt wurde am Sonntag ein Jogger auf einem Feld erfroren aufgefunden. Im niedersächsischen Hameln erfror ein 68-Jähriger nach einem Sturz wenige Meter von seinem Haus entfernt. Im hessischen Wiesbaden starb am Sonntag ein 39 Jahre alter Obdachloser an der Kälte.

In Brandenburg schlidderte eine 41-Jährige am Sonntag mit ihrem Auto in die eisige Havel. Die alkoholisierte Fahrerin konnte sich aber selbst retten. Das Innenministerium in Sachsen-Anhalt schickte Polizisten am Montag verstärkt auf «Kälte-Streife». Dabei sollten besonders Treffpunkte von sozial Schwachen und Obdachlosen aufgesucht werden, um ihnen im Notfall helfen zu können. (tso/dpa)

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