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Kalifornien: Polizist erschießt unbewaffneten Afroamerikaner

Ein 27-jähriger Polizist erschoss einen unbewaffneten Afroamerikaner, nun ist er wegen Mordes angeklagt worden. Passanten hatten den Vorfall mit Handykameras aufgezeichnet. Die Tat führte im kalifornischen Oakland zu Protesten und Ausschreitungen.

Ein US-Polizist, der einen unbewaffneten Afroamerikaner im kalifornischen Oakland erschossen hat, ist wegen Mordes angeklagt worden. Der Staatsanwaltschaft zufolge deuten die Umstände darauf hin, dass der 27 Jahre alte Polizist den Schuss auf sein wehrloses Opfer vorsätzlich abgab.Videoaufnahmen von dem Vorfall seien "sehr hilfreich" dabei gewesen, die Mordanklage zu untermauern, sagte Staatsanwalt Tom Orloff nach Angaben des "San Francisco Chronicle" am Donnerstag.

Der weiße Polizist Johannes Mehserle plädierte am Donnerstag vor Gericht auf "nicht schuldig". Der Todesschütze hat sich bisher nicht zu dem Vorfall geäußert. In der vergangenen Woche quittierte er seinen Dienst. Die Tötung des unbewaffneten Afroamerikaners hatte in Oakland zu Protesten, Ausschreitungen und dem Ruf nach einer gründlichen Untersuchung des jüngsten Falls von Polizeibrutalität geführt.

Erinnerungen an Rodney King wurden wach

Mehrere Rechtsexperten sagten dem "Chronicle", dass ihnen keine vergleichbare Mordanklage gegen einen diensthabenden Polizisten in Kalifornien bekannt sei. Zwar würden jedes Jahr mehr als hundert Menschen in Kalifornien bei Polizeieinsätzen gewaltsam sterben, aber nur selten würde den Beamten ein schweres Verbrechen zur Last gelegt, hieß es.

Der gewaltsame Tod des 22-jährigen Oscar Grant ereignete sich am Neujahrstag in Oakland. Der junge Mann war auf dem Rückweg von einer Silvesterfeier auf einer U-Bahnstation in eine Rauferei verwickelt gewesen. Die Polizei nahm mehrere Personen fest, dabei kam es zu einem Handgemenge. Der unbewaffnete Grant lag bereits mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden und hatte die Hände auf dem Rücken, als einer der Beamten den tödlichen Rückenschuss abgab. Passanten hatten den Vorfall mit Handy-Kameras aufgenommen. Die Videoaufzeichnungen wurden im Internet und in Nachrichtensendungen verbreitet.

Die Aufnahmen weckten bei vielen Betrachtern Erinnerungen an das Video eines Amateurfilmers von der brutalen Festnahme des Afroamerikaners Rodney King im März 1991, der damals von Autobahnpolizisten mit Schlagstöcken misshandelt worden war. Der Freispruch der vier weißen Polizisten führte 1992 in Los Angeles zu schweren Rassenunruhen, bei denen mehr als 50 Menschen ums Leben kamen. (jg/dpa)

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