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Kampf gegen H1N1: Mexiko steht still

Das Virus ist allgegenwärtig – diese Woche wird im Kampf gegen die Krankheit entscheidend.

Im ganzen Land sind die Schulen und Kindergärten geschlossen, auch die Gerichte in der Hauptstadt tagen nicht mehr. In Unternehmen wird jedoch weiter gearbeitet; auch die Kirche nahm die Gottesdienste wieder auf, verlegte sie aber ins Freie. Am kritischsten ist die Lage in Mexiko-Stadt und dem angrenzenden Ballungsgebiet, wo 20 Millionen Menschen leben und die meisten Ansteckungen verzeichnet wurden.

In der Hauptstadt gingen zu Wochenbeginn viele Menschen mit Mundschutz und Handschuhen zur Arbeit, andere verzichteten auf besondere Vorsichtsmaßnahmen. „Ich bin doch an der frischen Luft“, sagte ein Schuhputzer, der ohne Mundschutz einem Kunden die Schuhe wienerte. An Bus- und U-Bahn-Stationen verteilten Soldaten und Polizisten gratis Gesichtsmasken. „Ich denke, das Ganze ist unter Kontrolle, Ärztebrigaden sind unterwegs, und wer sich schlecht fühlt, wird sofort nach Hause geschickt“, sagte ein Bankangestellter. Doch auch die Kritik an den Behörden wuchs. „Wir haben nicht genügend Personal, um alle Statistiken zu aktualisieren und das gesamte Umfeld Erkrankter zu erfassen und zu versorgen“, räumte Gesundheitsminister Jose Angel Cordova ein. Kranke klagten, die Krankenhäuser seien überlaufen und sie würden erst nach langer Wartezeit untersucht oder an andere Hospitäler geschickt. Die brasilianischen Gesundheitsbehörden kritisierten, Mexiko habe zu lange mit der Seuchenwarnung gewartet.

Auf die Schließung des Flughafens und der Metro verzichteten die Behörden zunächst. Hauptstadtbürgermeister Marcelo Ebrard wollte eine drastische Verschärfung der Quarantäne jedoch nicht ausschließen, sollte sich die Epidemie verschärfen. „Diese Woche ist entscheidend im Kampf gegen die Epidemie“, sagte er. „Bis zum 6. Mai müssen wir die Krankheit eindämmen und die Todesfälle reduzieren.“

Gesundheitsminister Cordova forderte die Mexikaner auf, bei den ersten Anzeichen von Fieber, Schnupfen und Kopfschmerzen einen Arzt zu Rate zu ziehen. Innerhalb der ersten 48 Stunden sei die Grippe mit Medikamenten heilbar. Insgesamt haben die Behörden mindestens 152 Todesfälle in zehn Bundesstaaten erfasst. Definitiv bestätigt seien jedoch nur 20 Todesfälle wegen des Virus A/H1N1. Insgesamt 1995 Menschen seien wegen Grippesymptomen in Krankenhäuser eingeliefert worden, 776 würden noch stationär behandelt und überprüft, ob sie Träger des Virus sind. Deutsche sind nach Angaben der Botschaft bislang nicht betroffen.

Ärzte rätseln weiterhin, wie das Virus entstand und warum bisher nur aus Mexiko Todesfälle gemeldet wurden. „Ich denke, das hat mit den schlechten hygienischen Bedingungen zu tun. Auch die Gesundheitsfürsorge ist nicht sehr gut“, vermutete der Arzt Andres Gomez. Der Erreger trägt Genmaterial von Schweinen, Menschen und Vögeln und kam vermutlich aus Asien nach Mexiko, wo er dann ausbrach. Recherchen mehrerer Medien ergaben, dass die ersten Infizierten nahen Kontakt zu Schweinen hatten. Als Hauptansteckungsweg gilt aber der Kontakt von Mensch zu Mensch. Manche Experten glauben, dass die Ansteckungskraft nicht allzu hoch ist. „In Mexiko-Stadt leben 20 Millionen Menschen, bisher haben wir knapp 2000 Verdachtsfälle“, sagte der Seuchenexperte Carlos del Rio dem Sender CNN. „Das legt die Vermutung nahe, dass das Virus nicht allzu effizient ist.“ Nach derzeitigem Stand verlaufen etwa sieben Prozent der Infektionen tödlich. Die Häufigkeit der Todesfälle ist nach Regierungsangaben rückläufig.

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