zum Hauptinhalt

Panorama: Kapitän sieht Schuld bei Costa-Reeder

Rom/Berlin - An Bord der „Costa Concordia“ könnte eine gewisse Anzahl blinder Passagiere gewesen sein. Dies sagte der Präsident des italienischen Katastrophenschutzes, Franco Gabrielli, am Sonntag.

Rom/Berlin - An Bord der „Costa Concordia“ könnte eine gewisse Anzahl blinder Passagiere gewesen sein. Dies sagte der Präsident des italienischen Katastrophenschutzes, Franco Gabrielli, am Sonntag. Er bezog sich unter anderem auf eine Ungarin, deren Leiche tags zuvor aus dem havarierten Kreuzfahrtschiff geborgen worden war und die auf keiner Passagierliste steht. Am Sonntag wurde eine weitere Tote aus dem Wrack geborgen.

Unterdessen zeigt sich ein überlebendes deutsches Ehepaar aus dem Westerwald schwer enttäuscht von der Deutschen Bahn. Nach einem Bericht der „Rhein-Zeitung“ wollte die Bahn das unter Schock stehende Paar auf dem Fernbahnhof am Frankfurter Flughafen nicht mitnehmen – es musste dem Bericht zufolge seine Tickets mit Ausweisen und Handys aus Zeitgründen bei der Flucht im Safe im Wrack zurücklassen. Die Frau in Abendgarderobe und der Mann in Pulli, Hose und mit Hausschuhen – viel mehr war den Überlebenden nicht geblieben – wurden angewiesen, neue ICE-Tickets zu kaufen, doch sie hatten nach der fast 50-stündigen Rückreise nicht mehr genug Geld zur Verfügung.

In Italien seien von den nun insgesamt 13 geborgenen Toten acht identifiziert, darunter ein Deutscher, so Gabrielli. Das Auswärtige Amt bestätigte den Bericht über ein deutsches Todesopfer zunächst nicht. Es lägen „keine belastbaren Informationen zu Toten vor“, sagte eine Sprecherin. Offiziell würden weiterhin noch zwölf Deutsche vermisst. Insgesamt liegt die Zahl der Vermissten zehn Tage nach dem Unglück weiter bei über zwanzig; die Sucharbeiten mussten am Wochenende immer wieder wegen der Instabilität des Schiffs abgebrochen werden.

Die Reederei Costa und Kapitän Francesco Schettino schieben sich gegenseitig die Verantwortung für das Unglück zu. Costa erklärt, Schettino habe eine nicht genehmigte Route genommen und, um das zu verschleiern, die Warnsysteme des Schiffs ausgeschaltet; Schettino wiederum sagte den Ermittlern, die „Verbeugung“ vor der Isola del Giglio sei von der Reederei „aus Werbegründen sogar nachdrücklich verlangt“ worden. Außer Funktion war offenbar auch der Fahrtenschreiber der Costa Concordia; damit könnten wesentliche Informationen über die Manöver des Schiffes verloren sein. Schettino behauptet, der Fehler sei der Reederei bekannt gewesen, „aber über zwei Wochen hinweg haben sie uns keinen Techniker geschickt“. Die Tanks des Schiffs, in denen 2380 Tonnen Schwer- und Dieselöl gebunkert sind, halten vorerst dicht. Es liegt in einem Meeresgebiet, aus dem Entsalzungsanlagen das Trinkwasser für die Isola del Giglio gewinnen.

Die deutschen Überlebenden Marianne und Erwin B. waren auf der Rückreise dem Bericht zufolge von gleich zwei Bahnangestellte vor dem Einsteigen ohne Fahrkarte gewarnt worden. Das Paar traute sich nicht einzusteigen und bat den Sohn telefonisch um Abholung. Bei der Bahn hieß es am späten Abend dazu, man fühle mit Opfern des Schiffsunglücks mit. Allerdings habe man noch nicht mit dem Personal sprechen können und wolle dies vor einer Stellungnahme tun. „Wir werden unser Bestes tun, den Fall aufzuklären“, sagte der Sprecher.Paul Kreiner/Annette Kögel

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false