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Nicolas Sarkozy nimmt einmal kein Blatt vor den Mund.

© AFP

Karachi-Affäre: Sarkozy beschimpft Journalisten als "Pädophile"

Nicolas Sarkozy verliert die Nerven. Der französische Präsident beleidigt Journalisten als "Pädophile", weil diese ihn nach seiner Rolle in der Karachi-Affäre befragen wollten.

Der Staatschef wollte mit seiner drastischen Wortwahl jene Verdächtigungen gegen ihn in der Schmiergeld-Affäre anprangern, die er als Verleumdungen ohne jeglichen Beweis ansieht. Die Attacke Sarkozys zeigt freilich auch, wie empfindlich der Präsident auf die jüngsten Entwicklungen in diesem Polit-Krimi reagiert, in dem es um ein U-Boot-Geschäft mit Pakistan und einen Anschlag mit elf toten Franzosen geht.

In die verworrene Karachi-Affäre ist in Frankreich so ziemlich jeder verwickelt, der in den vergangenen Jahren Rang und Namen hatte oder immer noch hat. Allen voran lastet ein schwerer Verdacht auf Sarkozy: Ihm wird vorgeworfen, in den 90er Jahren illegale Gelder aus dem Waffendeal mit Pakistan verwaltet zu haben, indem er zusammen mit anderen die Gründung einer in Luxemburg angesiedelten Tarnfirma genehmigte. Die Millionen sollen in den Präsidentschaftswahlkampf 1995 von Edouard Balladur geflossen sein, dessen Sprecher Sarkozy damals war.

Ähnlich wie in Deutschland war in den 90er Jahren auch in Frankreich die Zahlung von Schmiergeldern für Auslandsgeschäfte nicht strafbar, sehr wohl aber der illegale Rückfluss von „Kommissionen“ auf schwarze Konten. Im Falle des U-Boot-Geschäftes mit Pakistan sollen etwa 85 Millionen Euro für Mittelsmänner Ende 1994 vereinbart worden sein. Ein Teil davon soll über Umwege wieder nach Frankreich zurückgekommen sein. So wurden auf Balladurs Wahlkampfkonto 1995 offenbar 1,5 Millionen Euro bar einbezahlt, er bestritt aber, dass dieses Geld aus dem Geschäft mit Pakistan stammte. Im Jahr 1994 wurde zudem mit Saudi-Arabien ein Vertrag über drei Fregatten abgeschlossen. Der Kaufpreis lag bei fast drei Milliarden Euro, die Kommissionen lagen bei 18 Prozent.

In beiden Fällen stoppte Jacques Chirac die Zahlungen, nachdem er 1995 gegen Balladur - seinen Widersacher aus dem eigenen, konservativen Lager - die Wahl zum Präsidenten gewann. Sarkozys Erzrivale Dominique de Villepin wurde damals Generalsekretär im Elysée-Palast. Jahre später wurde dann auf Mitarbeiter einer französischen Rüstungsfirma im pakistanischen Karachi ein Anschlag verübt, bei dem elf Franzosen starben.

Von den Hinterbliebenen wird der Verdacht geäußert, dass Chirac und Villepin wegen ihrer Rivalität zu dem Balladur-Sarkozy-Lager die Schmiergeld-Zahlungen unterbrechen ließen, um ihre politischen Feinde finanziell „auszutrocknen“. Das Ende der Zahlungen sei 1996 trotz der Warnungen angeordnet worden, dass dies für französisches Personal vor Ort gefährlich werden könnte.

Ex-Premierminister Villepin steht Sarkozy nicht zum ersten Mal in einer Affäre gegenüber: In der Clearstream-Affäre waren Sarkozy und weitere Persönlichkeiten 2004 durch gefälschte Kontenlisten in den Verdacht geraten, Schmiergelder aus einem Waffengeschäft erhalten zu haben. Die Anklage hatte Villepin vorgeworfen, die Rufmordkampagne gebilligt zu haben.

Der 56-Jährige wurde zu Jahresanfang freigesprochen, die Staatsanwaltschaft legte jedoch Berufung ein. Sarkozy hatte damals geschworen, die Schuldigen würden „am Fleischerhaken enden“. Nun will Villepin, der 2012 auf eine Präsidentschaftskandidatur gegen Sarkozy spekuliert, noch diese Woche vor dem Untersuchungsrichter in der Karachi-Affäre aussagen. (AFP)

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