zum Hauptinhalt

Panorama: Karnevals-Kostüme der Teletubbies sind fast überall ausverkauft - Star Wars-Helden sind ebenfalls "in" und noch zu haben

Der kleine Junge im Kaufhaus am Alexanderplatz schaut enttäuscht. Nur mühsam verdrückt er sich eine Träne.

Der kleine Junge im Kaufhaus am Alexanderplatz schaut enttäuscht. Nur mühsam verdrückt er sich eine Träne. Auch Ablenkungsversuche der Mutter hellen seine Miene nicht auf. Gerne hätte sich der Knirps zum anstehenden Karneval in einen der vier Teletubbies verkleidet, die er aus dem Programm des Kinderkanals kennt. Doch Tinky Winky, Po, Dipsy und Laa Laa sind ausverkauft - nicht nur in Berlin, sondern ist fast allen Kaufhäusern der Republik. Wer noch ein Kostüm oder eine Maske der dickbäuchigen Plüsch-Stars für den Fasching ergattert, hat einen echten Glückstreffer gelandet. "Schon vor Weihnachten waren bei uns die Teletubbies innerhalb von einer Woche ausverkauft", sagt Thorsten Rolfes, Sprecher der C&A-Zentrale in Düsseldorf.

Der Kostümkauf wird für Eltern mit ihren Sprösslingen daher gut zwei Wochen vor Rosenmontag zur Tubby-Jagd. "Es gibt einfach nicht genügend Kostüme, um die Nachfrage zu decken," bestätigt Horst Kijewski, Zentraleinkäufer bei Karstadt in Essen.

Grund für den Tubby-Notstand in Deutschland: Eine Lizenz zur Herstellung von Kostümen und Masken der putzigen Gesellen, die wohl den bedeutendsten Fernseherfolg des vergangenen Jahres darstellten, liegt bei dem Unternehmen "Cesar Industries" im französischen Saumur. Von ihr beziehen zwei Verteilerfirmen in der Bundesrepublik Teletubbies-Utensilien zum Verkleiden. Eine davon ist die Firma "Hilka" in Coburg. Inhaber Günther Krautwurst schätzt die Gesamtzahl der in der Bundesrepublik kursierenden Tubby-Kostüme auf rund 50 000. Angesichts der hohen Nachfrage eine eher bescheidene Menge. Ein ähnlicher Mangel an Tinky Winky & Co. herrscht nach Angaben von "Cesar" in Belgien. Auch in Frankreich oder England seien die Verkleidungen ein großer Renner gewesen. In Deutschland dürfte es in den nächsten Wochen vor den Ladenregalen noch einige deprimierte Kindergesichter geben. Allerdings küren nicht alle Mädchen und Jungen der Republik einen der putzigen Außerirdischen mit den im Bauch eingebauten Bildschirmen zu ihrer favorisierten Karnevals-Kostümierung.

Bei Schulkindern bestimmen eher die Wesen aus der Star Wars Episode I den Traum von der eigenen Verwandlung. Das schwarze Kapuzen-Gewand, die Hörner und das schwarz-rote Gesicht von Bösewicht Darth Maul etwa gehört in den Geschäften derzeit zum festen Repertoire der Fünften Jahreszeit. Dazu gibt es aus Kunststoff das passende Laser-Schwert mit Doppelklinge, das effektvolle Lichtringe produzieren kann. Ansonsten stehen die jungen Karnevalisten vor allem auf herkömmliche Verkleidungen. "Unbestrittene Nummer Eins bei den Jungen ist der Cowboy, der auch mal bei einer Schießerei aktiv werden kann", weiß Frank Schröder, Filialleiter von Deutschlands größtem Karnevalskaufhaus "Der Karnevalswierts" in Köln-Godorf.

Mädchen hingegen stünden wie schon seit Jahrzehnten auf ein Prinzessinnen-Outfit. Aber auch Clowns in jeglichen Variationen sowie Tier- und Fabelwesen sind bei den jungen Narren nach wie vor angesagt: vom Drachen mit Zackenschwanz über den Elefanten mit langem Rüssel bis hin zum Bärchen. Bei den Erwachsenen verzeichnete Schröder einen großen Absatz bei hochwertigen Rokoko-Kostümen. Angesagt sind darüber hinaus Engelchen und Teufelchen - gut geignet auch als Partner-Look - sowie Grusel-Kostümierungen a la Halloween. Und auch Wolfgang Petry findet in diesem Jahr zuhauf närrische Doubles. Wie ihr Schlagervorbild sind sie an der wilden Locken-Mähne und dem Schnauzbart zu erkennen. Darüber hinaus hat viel Glitzer und Glamour in dieser Saison Einzug gehalten. So gibt sich eine Großzahl der Jecken im Conferencier-Stil ein Stelldichein. Overalls und Westen sind bestückt mit gold und silber schimmernden Applikationen. Petra Blum von der Galeria Kaufhof an der Hohestraße in Köln vermutet, dass der Hang zu Glitzereffekten noch mit dem Millenniums-Rausch zusammenhängt. Dieser ist möglicherweise auch der Grund für den gestiegenen Bedarf von Faschingsartikeln in diesem Jahr. "Schon zu Silvester gab es in diesem Bereich eine extreme Nachfrage", so Margit Schülke vom KaDeWe. Schülke führt den Run auf karnevalistische Accessoires in der Hauptstadt zudem auf die große Zahl von Neu-Berlinern zurück, die sich hier für die tollen Tage in Köln oder Bonn ausstaffierten. Wenig Anklang finden zu Beginn des Jahrtausends übrigens Verkleidungen als Mönch, Nonne oder Sträfling. "In diesem Bereich ist der Markt gesättigt", meint Schröder. Offenbar höchste Zeit, dass die Teletubbies-Verkleidungen auch für Erwachsene auf den Markt kommen. Das ist laut Kostüm-Lieferant Krautwurst vorerst jedoch nicht vorgesehen. Anfragen von potenziellen Senior-Tubbys habe es aber bereits zahlreiche gegeben

Thorsten Severin

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false