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Kim Jong Un spricht vor Parteidelegierten in Pjöngjang. Die angekündigten Reformen gehen beim jungen Diktator mit Kriegsandrohungen gegen Südkorea einher.

© AFP

Kartendienst: Google Maps zeigt Gulags in Nordkorea

Zum ersten Mal ist das stalinistische Nordkorea bei Google Maps detailliert zu betrachten. Die Karten weisen auch Fabriken, Atomforschungsanlagen und gigantische Gulags aus.

Sie tragen Namen wie "Bukchang Gulag Nr. 18", "Yodok Gulag" oder "Hwasong Gulag", einige von ihnen sind halb so groß wie das Saarland: Nordkoreanische Internierungslager sind seit Dienstagmorgen bei Google Maps zu sehen. Der bedeutendste Kartendienst der Welt hat mit dem stalinistischen Nordkorea einen seiner letzten blinden Flecken geschlossen. Gezeigt werden Straßen, Plätze, Bahnhöfe, Fabriken oder Universitäten, vor allem in der Hauptstadt Pjöngjang, aber auch in anderen größeren Städten wie Chongjin und Hamhung. Und eben Gulags, deren Existenz Nordkorea bestreitet und in denen Schätzungen zufolge etwa 200 000 Menschen inhaftiert sind.

Die Daten wurden seit Jahren von Hobby-Kartografen zusammengetragen, von denen viele aus Südkorea stammen. „Wir wissen, dass die Karte nicht perfekt ist und ermutigen alle freiwilligen Helfer, uns bei der Verbesserung zu unterstützen“, schrieb Googles Produktmanager Jayanth Mysore in einem Unternehmens-Blog. Zu erkennen sind auch Krankenhäuser, Schulen, Parks und U-Bahn-Stationen, sogar eine Industrieanlage, die vermutlich der Atomforschung dient, ist zu sehen. Außerhalb der Hauptstadt Pjöngjang ist die Karte weniger detailliert.

Nach Ansicht von Mysore sind die neuen Daten „besonders bedeutend für Menschen in Südkorea“, deren Vorfahren aus Nordkorea stammten oder die dort noch Verwandte haben. Dagegen werden die allerwenigsten Nordkoreaner die Karte zu Gesicht bekommen: Das Land verfügt lediglich über eine Art Inlands-Intranet mit einer sehr geringen Zahl an Nutzern. Auf das Internet kann Experten zufolge nur die Elite des Landes von wenigen hundert bis maximal tausend Menschen zugreifen.

Links unten ist die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang zu sehen. Die grauen Flecken in der Mitte und rechts oben stellen Gulags dar. Diese scheinen mindestens so groß wie die 4-Millionen-Metropole.
Links unten ist die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang zu sehen. Die grauen Flecken in der Mitte und rechts oben stellen Gulags dar. Diese scheinen mindestens so groß wie die 4-Millionen-Metropole.

© Google Maps

Manche Weltgegenden erfasst Google Maps immer noch nicht

Das südkoreanische Ministerium für Wiedervereinigung begrüßte am Dienstag die Initiative von Google. Sie stelle eine Möglichkeit für die Welt dar, mehr über Nordkorea zu wissen, aber auch für das Land, sich zu öffnen. Google-Verwaltungsratchef Eric Schmidt hatte Anfang Januar drei Tage in Nordkorea verbracht. Dabei erklärte er nach eigenen Angaben, das Land werde sich nicht entwickeln, sollte es nicht für die Internet-Freiheit eintreten. Schmidt war zusammen mit dem früheren US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, Bill Richardson, unterwegs. Das US-Außenamt kritisierte die Reise als „nicht konstruktiv“.

Für Nordkorea steht die Präsenz bei Google Maps in einer ganzen Reihe von sich anbahnenden Umwälzungen. Machthaber Kim Jong Un hat einerseits wirtschaftliche Liberalisierungen angekündigt und sucht vor allem wirtschaftlich eine engere Zusammenarbeit auch mit dem verhassten Westen. Andererseits provoziert das von China abhängige Nordkorea immer wieder seine Nachbarn mit Kriegsdrohungen und Waffentests.

Für Google, das seinen Dienst Map 2005 einführte, bedeutet die Aufnahme Nordkoreas einen weiteren großen Schritt in Richtung der vollständigen Erfassung der Welt. 2006 waren nur Nordamerika sowie einige englische und japanische Städte zu sehen, mit der Zeit gelang die immer exaktere Erfassung auch entlegener Regionen. Zu den Gegenden, in denen immer noch nur die wichtigsten Städte samt der sie verbindenden Straßen zu sehen sind, gehören beispielsweise der Nordosten Russlands mit der Insel Kamtschatka sowie der zu Indonesien gehörende Teil der Insel Papua. (mit dpa, AFP)

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