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Panorama: Keiko macht einen zuversichtlichen Eindruck

HEIMAEY .Als der Orca Keiko noch in seinem Betonbecken im US-Bundesstaat Oregon lebte, schaute er durch ein Fenster unter Wasser in ein Büro mit einem Großbildfernseher.

HEIMAEY .Als der Orca Keiko noch in seinem Betonbecken im US-Bundesstaat Oregon lebte, schaute er durch ein Fenster unter Wasser in ein Büro mit einem Großbildfernseher.Die Actionfilme, die er dort sah, schienen ihm zu gefallen, genauso wie er die Gesellschaft der vielen Zuschauer in dem Küstenaquarium offenbar zu schätzen wußte.Nach zwei Jahrzehnten, in denen er ständig von vielen Menschen umgeben war, findet sich Keiko nun alleine in einem 75 Meter langen und neun Meter breiten Gehege auf den isländischen Westmännerinseln wieder.

Doch scheint er sich auch dort wohl zu fühlen.Er schwimmt sein Gehege ab und springt auf ein Zeichen eines Trainers teilweise aus dem Wasser, um dann mit lautem Aufklatschen wieder zu landen."Er macht einen zuversichtlichen Eindruck.Er ist kein bißchen zurückhaltend in seiner neuen Umgebung", erklärte Diane Hammond, die Sprecherin der Free-Willy-Keiko-Stiftung, die den Umzug des Stars aus dem Hollywoodfilm "Free Willy" nach Island organisierte.Nach Abschluß seiner Übungsstunde schwimmt "Keiko" zur Schar der Fotografen und beäugt sie neugierig.

Kritiker sehen in der Gewöhnung des Wals an Menschen in seiner Vergangenheit die größte Gefahr für ein Scheitern des Experiments, ihn wieder auszuwildern."Dieses Tier hat sein ganzes Leben in der Gesellschaft von Menschen verbracht.Er wird in der Freiheit schlechte Karten haben", erklärte ein Sprecher der Vergnügungsparkkette Sea World."Keikos" Cheftierarzt Lanny Cornell hält dagegen, der Wal werde die Menschen vielleicht zunächst wirklich vermissen."Aber das wird mehr als wettgemacht, wenn er täglich Delphine, Wale und Millionen Vögel über sich sehen wird."

Zunächst einmal wird Keiko sich aber an den kalten, stürmischen isländischen Winter mit nur drei Stunden Tageslicht gewöhnen müssen.Das gilt allerdings auch für seine Trainer: Zehn von ihnen haben sich verpflichtet, den Wal in den kommenden zwei Jahren auf ein Leben in der Freiheit vorzubereiten.Dazu leben sie abwechselnd 42 Tage auf Island und kehren dann für 28 Tage in die USA zurück.Falls das Wetter zu schlecht ist, um abends per Boot von dem Gehege auf festen Boden zurückzukehren, müssen sie damit rechnen, in einer von zwei kleinen Hütten am Rand des Geheges zu übernachten.Dort können sie dann aber, im Gegensatz zu Keiko, immerhin Videos gegen die Langeweile schauen.

Vor ein paar Tagen sind erneut Todesdrohungen gegen den tonnenschweren Meeressäuger eingegangen."Nichts wird uns aufhalten, den Wal zu töten, und es wäre gar nicht so schlecht, wenn das während einer Fernsehübertragung passierte", zitierte die Zeitung "Morgunbladid" den anonymen Drohbrief.Es war nicht die erste Drohung, die sich gegen den prominenten Wal richtete.Seit Ende Juli waren bereits drei andere Todesdrohungen gegen Keiko ergangen, in denen unter anderem die Vergiftung seines Wassers angekündigt wurde.Seinerzeit hatten die Medien spekuliert, die Drohungen könnten mit dem erfolglosen Konkurrenzkampf der Küstenstadt Eskifjordur mit den Westmänner-Inseln um die werbewirksame Aufnahme des Schwertwals zusammenhängen.

Der Schwertwal war im Alter von zwei Jahren vor der Küste Islands gefangen und seitdem 18 Jahre lang in Gefangenschaft gehalten worden.Lange Zeit hatte er in einem Vergnügungspark in Mexiko-Stadt zugebracht und sich dort unter anderem Atemwegserkrankungen und Hautleiden zugezogen sowie massiv an Gewicht verloren.1993 war er mit dem ersten "Free Willy"-Film zum Weltstar geworden.In den vergangenen beiden Jahren lebte der fünf Tonnen schwere Meeressäuger in einem Aquarium in Newport im US-Bundesstaat Oregon.Tierschützer in aller Welt hatten sich seit Jahren für Keikos Freilassung eingesetzt, um ihm ein artgerechtes Leben in normaler Umgebung zu ermöglichen.

Für die Anreise des Schwertwals aus den USA wurden strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen.Ein Flugzeug der US-Luftwaffe vom Typ C 17A Globemaster III transportierte den Schwertwal auf die einzige bewohnte Westman-Insel, Heimaey, transportieren.Dort hätten die Helfer jeden Schritt von der Landung des Wales bis hin zu seiner Freilassung eingeübt, teilte Bürgermeister Gudjon Hjorleifsson mit.

Orcas sind gefährliche Räuber

Die wildlebenden Verwandten des liebenswerten Schwertwals und Filmhelden Keiko sind im Meer gefürchtete Räuber.Das brachte diesen Meeressäugern auch den Beinamen Killerwal ein: Neben Fischen und Tintenfischen jagen Keikos Kumpel auch Seekühe, Meeresvögel und sogar andere Wale.Wenn sie der Hunger treibt, können sie in riesigen Sätzen über Eisschollen hechten, um darauf ruhende Beutetiere anzugreifen.

Trotz der großen Zähne sind die mit den Delphinen verwandten Schwertwale aber friedliche und soziale Tiere.In Rudeln von bis zu 50 Artgenossen durchstreifen die schwarz-weiß gezeichneten Meeressäuger mit der charakteristischen Rücken-Finne die Weltmeere.Dabei bevorzugen sie kühle Gewässer.

Sie jagen gemeinsam und teilen die Beute.Schwertwale können über neun Meter lang werden.Männchen erreichen ein Körpergewicht von bis zu 10,5, Weibchen von bis zu 7,4 Tonnen.

BRAD CAIN (AP)

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