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Piratin Marina Weisband

© dpa

Kein Visum für Verwandte von Piraten-Politikerin: Marina Weisband ohne Hochzeitsgäste aus Kiew?

Marina Weisband will heiraten. Am Mittwoch twitterte die Ober-Piratin: "Meinen ukrainischen Verwandten wird die Einreise nach Deutschland zu meiner Hochzeit verwehrt." Damit brachte sie das Auswärtige Amt auf Trab.

Von Matthias Meisner

Marina Weisband (25), bis April 2012 politische Geschäftsführerin der Piraten und noch immer das bekannteste Gesicht der Partei, hat am Mittwoch kurz vor ihrer Hochzeit auf Twitter Alarm geschlagen. "Meinen ukrainischen Verwandten wird die Einreise nach Deutschland zu meiner Hochzeit verwehrt" schrieb sie am frühen Morgen in einem Tweet. Auf gleichem Weg erhielt "Afelia", wie sich Marina Weisband bei Twitter nennt, vom Auswärtigen Amt nach nur rund zwei Stunden eine erste Antwort: "Danke für Hinweis, wir fragen nach, was das Problem ist."

Im April hatte die aus der Ukraine stammende Politikerin angekündigt, bald heiraten zu wollen - auch ihren Verlobungsring zeigte sie damals bei Twitter. Weisband war als Kind einer jüdischen Familie in Kiew aufgewachsen und im Jahr 1994 mit ihren Eltern nach Deutschland gezogen. Sie studiert in Münster Psychologie, dort lebt auch ihr Verlobter Marcus Rosenfeld, zwei Köpfe größer als sie. Das Heimatblatt der beiden, die "Westfälischen Nachrichten", hatten berichtet, das Datum der Hochzeit werde nicht verraten, doch solle diese "natürlich in Münster" stattfinden.

Im Mai hatten die Piraten Katharina Nocun zur neuen Geschäftsführerin gewählt, die in diesem Amt Weisbands glücklosen Nachfolger Johannes Ponader beerbte. Immer wieder wurde Nocuns Ausstrahlung mit der von Weisband verglichen. Weisband - die wohl extrovertierteste Piratin überhaupt - stellt in diesen Tagen auf einer Lesetour ihr erstes Buch vor. Ende vergangenen Jahres hatte sie erklärt, bei der Bundestagswahl nicht antreten zu wollen.

Nachdem Weisband am Mittwoch bekannt machte, dass es für ihre ukrainische Verwandtschaft Probleme bei der Visaerteilung gibt, erhielt sie zahlreiche aufmunternde Kommentare in dem Netzwerk Twitter. Auch Politiker anderer Parteien fragten an. "Mit welcher Begründung?" twitterte die Linken-Politikerin Petra Pau, Vizepräsidentin des Bundestages. Weisband gab dann in einem Tweet zu, es habe "einen Buchstabendreher bei einer Passnr" gegeben "und sie wurden nicht zum Termin vorgelassen. Gibt keinen neuen." Eingeladen habe sie "Menschen, die ich liebe und nicht sehen darf". Die Piratin schickte dann zahlreiche weitere Kommentare hinterher, beklagte sich: "Gerade angesichts der schikanösen Umstände, unter denen Visa beantragt werden müssen, fällt die Antiquiertheit von Nationalgrenzen auf." Teure Flugtickets seien schon gekauft. Und: "Deutschland ist das Land, wo ein Buchstabendreher zu horrenden Geldverlusten und getrennten Familien führen kann. Jedenfalls für Ausländer."

Möglicherweise hilft Weisband in ihrem Fall jedoch die Prominenz: Die rasche Reaktion des Auswärtigen Amtes via Twitter dürfte bei anderen nicht üblich sein. Wie und ob das Auswärtige Amt die Teilnahme der ukrainischen Verwandtschaft an der Hochzeit noch sichern kann, blieb allerdings zunächst offen. Ein Sprecher der Behörde versicherte auf Tagesspiegel-Anfrage, man wolle sich in Kiew nach dem Stand erkundigen.

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