zum Hauptinhalt

Panorama: Keine Wunder

Dr. Rath preist Vitamin C als Arznei gegen Aids an

Wieder einmal macht der umstrittene deutsche Vitamin-Doktor Matthias Rath Schlagzeilen. Nachdem er mehrere Jahre lang behauptet hatte, seine Vitamin- und Nährstoffkapseln könnten Krebs heilen – der Tod seines Vorzeigepatienten, des 9-jährigen krebskranken Dominik, vor einem Jahr hat diese Kampagne leiser werden lassen –, versucht er eine ähnliche Kampagne nun gegen Aids. Seit einem Jahr verteilt die Rath-Foundation in Südafrika Vitamin- und Nährstoffpillen an Aidskranke. Gleichzeitig macht Rath Front gegen die antiretroviralen Medikamente, die die Lebenserwartung von Aidskranken in den letzten Jahren dramatisch verlängerten, oft aber auch mit Nebenwirkungen verbunden sind. Diese Arzneien seien „giftig“ und sicherten nur die Profite der Pharmaindustrie, behauptet Rath.

Damit provoziert er den wütenden Protest von Ärzten und Anti-AidsOrganisationen: Raths Propaganda gegen die Aids-Medikamente verunsichere die Menschen und koste Leben, weil Aidskranke statt der wirksamen Präparate harmlose Vitaminpillen schluckten. Manche bezeichnen ihn als Scharlatan.

Aus Anlass einer Vortragsreise ihres umstrittenen Chefs durch deutsche Städte, die am Sonnabend endete, lud die „Rath-Foundation“ am Freitag zur Pressekonferenz in Berlin. Dort verblüffte Aleksandra Niedzwiecki, Nummer zwei in der Foundation, mit der Behauptung, in Südafrika sei Aids gar nicht so weit verbreitet, wie von der Regierung angegeben. Laut den offiziellen Zahlen sind von 45 Millionen Südafrikanern 5,5 Millionen mit dem Aids-Virus HIV infiziert oder an Aids erkrankt. Doch viele von ihnen seien einfach nur unterernährt, meint Niedzwicki. „Die Symptome von Aids ähneln denen einer Mangelernährung.“ Und weil es in in dem Land nicht genug HIV-Tests gebe, würde beides oft verwechselt .

Und für Unterernährte seien Raths Präparate, die Niedzwiecki „Mikronährstoffe“ nennt, nützlich: Aber eben auch Aids-Patienten würden angeblich davon profitieren – „Vitamin C wirkt effizienter gegen HIV als das Aids-Präparat AZT“, meint Niedzwiecki.

Sollten die Patienten also Raths „Mikronährstoffe“ statt der antiviralen Medikamente schlucken? Auf so eine – juristisch folgenschwere – Empfehlung lässt sich Niedzwiecki lieber nicht ein: „Wir sind keine Ärzte, wir sind Wissenschaftler“, sagt sie schulterzuckend. „Deshalb geben wir keine Therapieempfehlungen.“

Dabei polemisiert Raths „Foundation“ in Südafrika zum Beispiel mit Anzeigenkampagnen sehr offensiv gegen die antiviralen Arzneien und preist zugleich die positive Wirkung der eigenen Mittelchen.

Vor wenigen Wochen starb eine mit dem Aids-Virus infizierte Südafrikanerin, die die „Rath-Foundation“ zuvor als Zeugin für die positive Wirkung ihrer Mittel präsentiert hatte. Niedzwiecki tut das mit dürren Worten ab: „Tausende Menschen sterben an den giftigen Anti-Aids-Medikamenten.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false