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Panorama: Kennen Sie den?: Gesucht: Ein Sänger, der nicht singt

Thomas Gottschalk hatte keinen Erfolg. So sehr er ihn bat, so er ihn aufforderte - der Sänger, der keine Sänger mehr war, wollte am 14.

Thomas Gottschalk hatte keinen Erfolg. So sehr er ihn bat, so er ihn aufforderte - der Sänger, der keine Sänger mehr war, wollte am 14. April 1994 einfach nicht singen in der Late-Night-Show Gottschalks. Schon gar nicht die Lieder, die Thomas Gottschalk so gerne gehört hätte: Die Lieder über den Morgen, die Freiheit oder den Mond, die ihn zu einem Helden seiner Generation gemacht hatten. Als er dann schließlich doch etwas vortrug, waren es Verse, die mit den Worten endeten: "Dir dienen wir und zu Dir rufen wir um Hilfe. Leite uns den rechten Pfad. Den Pfad derer, denen Du gnädig bist. Nicht derer, denen Du zürnst."

Gottschalk guckte verblüfft. Dabei hätte der Showmaster damit rechnen müssen. Denn seit der Gesuchte am 23.12.1977 verkündet hatte, nunmehr seinen Namen abzulegen, ließ er keinen Zweifel mehr aufkommen, dass sein bisheriges Leben Vergangenheit war. Und um das noch zu unterstreichen, gab er all seine Instrumente weg, damit sie für einen guten Zweck versteigert würden. Dann ließ er sich einen Bart stehen und unterwies Schüler im Norden Londons in seinem neu gewonnenen Glauben.

In die Medien kam sein Gesicht erst wieder 1989, als er die angedrohte Todesstrafe gegenüber einem englischen Landsmann befürwortete, der in seinen Augen seinen Gott geschmäht hatte. Das nahm ihm die Welt übel - Radiostationen verbannten seine alten Lieder aus ihrem Programm, Disk-Jockeys zerbrachen seine Platten. Ihn scherte das nicht. Der Vater von fünf Kindern zog sich noch mehr zurück. Und so ist das wenige, was seine Fans nun über ihn wissen, beispielsweise seine neue Lieblingsspeise: Wassermelonen.

Roland Schulz

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