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Kindstötung: Tim-Prozess neu aufgerollt

Im neu aufgerollten Prozess um den gewaltsamen Tod des zweieinhalbjährigen Tim aus Elmshorn hat die Mutter des Kindes gegen den Angeklagten - ihren früheren Lebensgefährten - Vorwürfe erhoben.

Itzehoe - Vor dem Landgericht Itzehoe sagte Tims Mutter zu Prozessbeginn, ihr früherer Lebensgefährte sei immer sehr streng zu ihrem Sohn gewesen. Er habe Dinge von dem Jungen verlangt, die für dessen Alter nicht normal gewesen seien wie selbstständig auf die Toilette zu gehen. Zudem habe er Tim angeschrien und in die Wange gekniffen. Dass er den Jungen auch schlug oder schüttelte, habe sie jedoch nicht bemerkt.

Der Angeklagte selbst wollte sich am Montag nicht äußern. Der Ex-Lebensgefährte von Tims Mutter muss sich vor der 6. Großen Strafkammer des Landgerichts erneut wegen der Tötung des Kindes verantworten. Sein Verteidiger Christoph Heer betonte am Rande der Verhandlung, er halte ein Strafmaß in der Mitte des Strafrahmens für Totschlag (5 bis 15 Jahre) für angemessen.

Strafmaß muss neu festgelegt werden

Der Bundesgerichtshof hatte das erste Urteil des Landgerichts vom März 2006 wegen Rechtsfehlern teilweise aufgehoben. Der Angeklagte war damals zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Nach Ansicht der Karlsruher Richter steht das in der Urteilsbegründung aufgeführte lange Leiden des Jungen im Widerspruch zu einem rechtsmedizinischen Gutachten, wonach Tim vor seinem Tod bewusstlos geworden sei. Das Landgericht Itzehoe muss nun das Strafmaß neu festlegen. Der Schuldspruch ist dagegen rechtskräftig.

Tims Tod hatte 2005 bundesweit für Entsetzen gesorgt. Der Junge war spurlos aus der Wohnung der Mutter verschwunden. Mitte November entdeckten Beamte den Leichnam des Kindes schließlich im Gebüsch eines Gartens in Elmshorn - nicht weit von Tims Elternhaus entfernt.

Renovierungsarbeiten waren wichtiger

Die Mutter sagte vor Gericht, nach dem Verschwinden des Jungen habe der Angeklagte ihr nicht die erhoffte Hilfe geleistet. Vielmehr schienen ihm Renovierungsarbeiten wichtiger. Während der sechstägigen Suche nach Tim habe er ihr immer wieder Hoffungen gemacht, dass der Junge irgendwo auftauche. Mittlerweile lebe sie wieder mit dem Vater des Kindes zusammen. Ein Therapeut arbeite mit ihnen gemeinsam den Tod des Sohnes auf. "Es fällt alles immer noch ein bisschen schwer", sagte sie.

Auf Antrag der Nebenklage wollte das Gericht am Nachmittag zwei medizinische Sachverständige, einen Polizisten sowie den Richter des ersten Prozesses anhören. Für die Neuauflage des Prozesses sind insgesamt vier Verhandlungstage vorgesehen. Das Urteil wird für Mitte Januar erwartet. (Von André Klohn, ddp)

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