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© dpa

Kindstötungen: Wenn Mütter töten

Die Weihnachtszeit als Phase von Ruhe und Frieden- ein Lügenmärchen? In den vergangenen Wochen starben eine Reihe von Kleinkindern, weil deren Mütter ihr Leben nicht im Griff hatten und psychisch labil waren. Was veranlasst diese Frauen zu den schrecklichen Taten?

Drei kleine Kinder sind in den vergangenen Tagen gestorben - wahrscheinlich weil ihre Mütter überfordert waren. Die 37-Jährige, die am ersten Weihnachtsfeiertag im oberpfälzischen Beratzhausen ihre zwei kleinen Söhne getötet hatte, wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Zuvor hatte sie versucht, sich während der Untersuchungshaft umzubringen. Gegen die Mutter des zweijährigen Robin aus dem sächsischen Kirchberg, der verhungert und verdurstet war, wurde Haftbefehl erlassen. Die 23-Jährige sei selbstmordgefährdet und soll in das Haftkrankenhaus Leipzig kommen, teilte die Polizei mit.

Die Unfähigkeit, das Leben zu meistern

"Der Hintergrund ist in solchen Fällen (wie bei Robin) nicht Bosheit, Sadismus, generelle Herzlosigkeit oder Kinderfeindlichkeit, sondern schlicht und ergreifend eine Unfähigkeit, sein Leben und das der Kinder so zu organisieren, dass es zufriedenstellend für alle ist", sagt der Wiesbadener Kriminalpsychologe Rudolf Egg.

Robins Mutter etwa, die einst selbst in einem Heim lebte, wurde bis August zehn Monate lang sozialpädagogisch begleitet, schilderte der Chef des zuständigen Jugendamtes, Gerd Drechsler. Es sei nach einer intensiven Betreuung aber eine positive Prognose gestellt worden. Sie kam nach Einschätzung der Behörde wieder besser mit den zwei- und vierjährigen Jungen klar, die bei ihr lebten. Die arbeitslose Frau hatte nach eigenen Angaben am Weihnachtsabend überlegt, einen Arzt zu ihrem zweijährigen Kind zu rufen, sagte Polizeisprecher Jan Meinel. Sie habe es aber aus Angst, dass ihr das Kind weggenommen werde, unterlassen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag konnte ein Notarzt nur noch den Tod des Jungen feststellen.

Depressiv und in Behandlung

Im Fall der getöteten zwei und drei Jahre alten Jungen in Beratzhausen habe das ärztliche Gutachten erhebliche Zweifel an der Schuldfähigkeit der psychisch kranken Frau ergeben. Sie leidet den Ermittlungen zufolge an Depressionen und war deswegen bei einem Psychiater in ambulanter Behandlung. Die Frau hatte Angst, in eine Nervenklinik eingewiesen zu werden und dann den Kontakt zu ihren Kindern zu verlieren. Bei den Vernehmungen sagte sie aus, dass es für die Jungen besser gewesen sei, zu sterben.

Der Hungertod der kleinen Lea-Sophie in Schwerin ist schon mehr als fünf Wochen her. Nun legte die Stadtverwaltung einen Bericht zum Umgang mit den Eltern vor. Die Untersuchung liste mehr Kontakte zu der Familie auf als ursprünglich mitgeteilt, sagte der Hauptverwaltungsamtsleiter Hartmut Wollenteit. Das Papier werde nun an die Mitglieder des Sonderausschusses gesandt. Lea-Sophie war verhungert und verdurstet. Das Jugendamt wusste lange vor dem Tod der der Fünfjährigen von den Problemen in der Familie.

Vorwürfe und Fehler machen die Runde

Der Sonderausschuss der Stadtvertretung hatte bis zum Jahresende eine lückenlose Darstellung der Betreuung der Familie durch das Sozialamt gefordert. Er wirft der Verwaltung vor, Fehler in dem Fall nicht offen zulegen. Es liege der Schluss nahe, dass es schon früher Anzeichen für eine Gefährdung des Kindeswohls gab. (liv/dpa)

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