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Panorama: Klimawechsel auf Mallorca

PALMA . Nun ist sie wieder auf dem Tisch, die Öko-Steuer, die Mallorca-Touristen auf der Baleareninsel abführen sollen.

PALMA . Nun ist sie wieder auf dem Tisch, die Öko-Steuer, die Mallorca-Touristen auf der Baleareninsel abführen sollen. Die Mallorca-Abgabe gehört zu den Gedankenspielen der neuen Links-Regierung auf Europas beliebtester Urlaubsinsel. Zwar hat das rot-grün-regionalistische Bündnis diese Touristen-Taxe noch nicht definitiv beschlossen. Wohl aber läßt der "Fortschrittspakt" keinen Zweifel daran, daß er dies sinnvoll fände. Doch zunächst soll mit der Reisebranche gesprochen werden, die über die Steuer alles andere als glücklich wäre.Fest steht hingegen schon, daß der Massentourismus und die Bebauung der Insel gebremst werden sollen. Und zwar noch weiter, als die Konservativen, die auf der Insel 16 Jahre das Sagen hatten, dies planten. Die Zahl der Hotels und der Appartementblocks an den Küsten soll wie die Bebauung des Inselinneren auf dem jetzigen Stand eingefroren werden. Ausnahmen sollen gestrichen werden. Auch neue Golfplätze und Sporthäfen gibt es nicht mehr. Dem traditionellen Wegerecht wird dagegen Achtung verschafft; derzeit müssen Mallorca-Wanderer zuweilen vor Finca-Mauern umkehren, die jahrhundertealte Wege absperren.Nicht ausgeschlossen ist sogar, daß das touristische Bettenangebot gekürzt wird - zumindest im Sommer. Spätestens in der laufenen Hochsaison, in der Mallorca einen Touristenansturm erlebt wie nie zuvor, ist über alle Parteigrenzen hinweg klar geworden, daß die Insel vor dem Kollaps steht. "Es geht darum, daß weniger Leute kommen und darum, die Qualität der Angebote zu verbessern", sagt Maria Antonia Munar, Chefin der mitregierenden Mallorquinischen Union.Auch in Sachen Umwelt will die neue Balearen-Regierung, die den Grünen das Umweltressort zugestand, neue Saiten aufziehen. "Die Jahre der Müllverbrennungsanlage sind gezählt", jubelt Öko-Ministerin Rossello. Künftig muß recycelt werden. Überhaupt soll Ressourcenverschwendung bestraft werden. Stundenlanges Rasensprengen mit Trinkwasser wird verboten. Solartechnik bekommt endlich eine Chance: Bisher erhält die sanfte Energie dort weniger öffentliche Hilfe als in Deutschland.Dem wachsenden Verkehr - auch auf Mallorca kann man neuerdings im Stau stehen - wird der Kampf angesagt. Neuen Autobahnen soll es nicht geben, statt dessen aber ein Umdenken der Autofreunde. Neue Eisenbahnverbindungen kommen, die Linie wird bis nach Alcudia verlängert. Auch Straßenbahnlinien zwischen Palma und Flughafen sowie zum Strand nach Arenal hinaus werden erwogen. Und dazu ein Netz von Fahrradwegen für die ganze Insel. Lauter ambitionierte Projekte also, für die sich in der EU-Kasse viel Geld locker machen läßt.Doch die neuen Herren auf den Balearen wollen noch mehr: die politische Teilautonomie, wie sie in Spanien schon das Baskenland und Katalonien haben, mehr Regierungskompetenzen, mehr Anteil an den Steuereinnahmen. Touristen werden den wachsenden Regionalismus dann zu spüren bekommen, wenn die Verbreitung des Mallorquin, der Sprache der Einheimischen und neben dem Spanischen offizielle Amtssprache, forciert wird.

RALPH SCHULZE

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