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Panorama: Kliniken in Paris überlaufen

Influenza-Virus überfordert das Gesundheitswesen

Von Sabine Heimgärtner,

Paris

Mit Gänsehaut erinnern sich Frankreichs Politiker an die Hitzewelle in diesem Sommer, als in den Krankenhäusern aufgrund des Personalnotstands nichts mehr ging und schließlich im August in den französischen Großstädten fast 15000 alte Menschen hilflos und alleine in ihren Wohnungen starben.

Viel wurde seitdem lamentiert, diskutiert und geplant – doch schon naht ein neuer Notstand: Die Grippewelle, von der das Land seit einer Woche besonders hart betroffen ist, gepaart mit ungewöhnlich zahlreichen Bronchitis- und Gastritiserkrankungen, beschert Frankreich vier Monate nach der Hitzekatastrophe erneut eine Krise des Gesundheitssystems. 600000 Grippeinfektionen werden aus Frankreich gemeldet. Menschenmassen in den Fluren der Krankenhäuser, wegen Überfüllung geschlossene Wartezimmer, überarbeitete Ärzte, heulende Kinder, verzweifelte Eltern und entnervte Krankenschwestern – nichts geht mehr, vor allem an den Wochenenden. Die durchschnittliche Wartezeit in den Kliniken betrug am Sonntag sechs Stunden.

Zur Unterstützung und zur Beruhigung der zahlreichen Kleinkinder wurde in einer Klinik sogar eine Freiwilligen-Gruppe des Roten Kreuzes angefordert. Am Tag danach hagelte es Kritik. Nichts habe sich seit dem Sommer verändert. Die oppositionellen Sozialisten forderten mehr Medizin-Studienplätze und eine Senkung des Numerus clausus für Medizin. Die Schuld für das Drama geben die Experten aber auch den Allgemeinärzten, die vor allem in Paris und anderen Großstädten keinen Wochenenddienst anbieten. Die Folge: Wer krank ist, eilt zur nächsten Krankenhaus-Notaufnahme. Die Praxisärzte weigern sich auch weiterhin, am Wochenende zu öffnen, solange die Honorarsätze zu niedrig seien.

Sabine Heimgärtner[Paris]

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