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Kofferbomber

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Kofferbomber-Prozess: Angeklagter weist Tatvorwürfe zurück

Er hat endlich sein Schweigen gebrochen: Im Kofferbomber-Prozess von Düsseldorf hat der Angeklagte Youssef El-Hajdib sämtliche Tötungsabsichten bestritten. Angeblich soll sein Komplize der Drahtzieher sein.

Der Libanese sagt, er hat die Kofferbomben ohne Wissen seines Komplizen nicht zündfertig zu Ende gebaut. Er ist deshalb sicher, dass die Kofferbomben "unmöglich" hätten explodieren können, da den Propangasflaschen der für eine Detonation notwendige Sauerstoff fehle. In seinen rund vierstündigen Ausführungen gab El-Hajdib an, dass er froh ist, dass die "guten Menschen" nicht getötet wurden. Ein anderes "Ergebnis" wäre "sehr schlecht" für die Menschen und seine Familie gewesen. Er sei "hundertprozentig entschlossen" gewesen, die Sprengsätze nicht explodieren zu lassen, weil er große Vorbehalte hatte. "Mein Herz fühlte sich nicht wohl bei dieser Sache", fügt er hinzu.

Die Anklage wirft dem Mann vor, am 31. August 2006 im Kölner Hauptbahnhof gemeinsam mit seinem Komplizen zwei Sprengsätze in Regionalzügen nach Hamm und Koblenz deponiert zu haben. Die Sprengsätze waren nach Feststellung von Sachverständigen nur wegen eines technischen Defekts nicht explodiert. Dagegen hatten die Verteidiger von El-Hajdib bereits zu Prozessbeginn betont, dass die Sprengsätze nie hätten detonieren sollen.

El-Hajdib bezeichnet Hamad als Drahtzieher

Als Drahtzieher bezeichnet der Angeklagte seinen im Libanon festgenommenen Komplizen Dschihad Hamad, der die Anschläge als "Rache für den Propheten" wegen der in europäischen Zeitungen veröffentlichten Mohammed-Karikaturen angestoßen habe. Mit seinen Äußerungen widerspricht der Angeklagte damit den Aussagen von Hamad. Dieser hatte bei seiner Vernehmung im Libanon El-Hajdib als Drahtzieher der Anschläge beschuldigt.

Wie der Angeklagte weiter ausführt, war er für die technische Seite des Bombenbaus zuständig, während Hamad das Geld dafür bereit stellte. Während der Vorbereitung sei es dann zu einem "Vertrauensbruch" mit Hamad gekommen, weil dieser religiös weitgehend unwissend gewesen sei und aus einer rein "nicht-islamischen Motivation" heraus gehandelt habe. "Das hat mein Vertrauen in ihn stark erschüttert", sagt der Angeklagte. Spätestens da habe er begriffen, "dass das, was wir da taten, falsch war". Appelle an Hamad, die Sache aufzugeben, hätten aber nicht gewirkt. Deshalb habe er ohne dessen Wissen die Bomben nicht zündfertig zu Ende gebaut.

El-Hajdib war im Dezember 2007 von einem libanesischen Gericht in Abwesenheit zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Der im Libanon gefasste Hamad erhielt dort zwölf Jahre Haft. Der Prozess vor dem OLG Düsseldorf ist bis Mitte des Jahres terminiert und soll am Dienstag fortgesetzt werden. (hu/ddp)

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