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Wewetzer

© Kai-Uwe Heinrich

Kolumne: Dr. Wewetzer: Begegnen Sie dem Frühling

Unser Gesundheitsexperte fahndet nach guten Nachrichten in der Medizin. Heute: Wie man der Trägheit entkommt.

Es wird höchste Zeit für den Frühling. Aber jetzt kommt er, ganz bestimmt. Gehen Sie ihm entgegen – bewegen Sie sich. Es gibt viele Gründe dafür. Sport hilft, Übergewicht abzubauen und ein normales Körpergewicht zu halten, er kann den Blutdruck senken, „schlechtes“ Cholesterin verringern, die Knochen stärken, das Krebsrisiko vermindern, Depressionen bekämpfen, Stress lindern und sogar der Sexualität auf die Sprünge helfen. Wem das nicht genügend Gründe sind, hier ist noch einer: Es tut einfach gut, sich zu bewegen. Völlig zweckfrei. Ein paar Tipps, wie man seine Trägheit überwindet und sich motiviert:

Realismus. Gerade Anfänger muten sich zunächst zu viel zu. „Sie setzen sich die größtmöglichen Ziele, aber häufig werden sie davon überwältigt“, sagte Gerald Endress vom Fitness-Zentrum der amerikanischen Duke-Universität dem Online-Magazin „WebMD“. Anfänger sollten nicht gleich mit einer Stunde Sport am Tag beginnen. 20 bis 30 Minuten an zwei bis drei Tagen in der Woche genügen erstmal.

Fortschritt. Wer zu trainieren beginnt, stellt bald fest, dass er besser wird. Schneller, kräftiger, ausdauernder, geschickter. Es hilft ungemein, wenn man am eigenen Leib wahrnimmt, dass es vorangeht. Als ich nach vielen faulen Jahren zum ersten Mal wieder eine längere Strecke ohne Pausen lief, war das für mich ein großer kleiner Sieg.

Schwächen eingestehen. Übertriebener Perfektionismus, zu hohe Ansprüche an sich selbst bewirken oft das Gegenteil. Manchmal verläuft das Training eben nicht so, wie man es sich vorgestellt hat, oder man hat einmal keine Zeit oder ist krank. Kein Grund zum Aufgeben.

Unvergleichlich sein. Natürlich gibt es stets Leute, die schneller, kräftiger, drahtiger sind als man selbst. Ohne Bauch, mit perfekter Figur im eng anliegenden Dress. Vergessen Sie die am besten, rät der Fitness-Experte Endress. Verzeihen Sie ihnen. Und lassen Sie sich nicht von Ihren Zielen ablenken.

Spaß haben. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, sich zu bewegen. Laufen, Krafttraining, Tanzen, Gartenarbeit, Radfahren. Erlaubt ist, was gefällt. Alles außer Sitzenblieben, versteht sich.

Vergangen ist vergangen. Viele Menschen haben keine besonders gute Erinnerungen an den Schulsport, sind beim Fußball vielleicht als letzte ausgewählt worden. Mein persönlicher Alptraum waren die Kletterseile. Ich kam nicht über einen Höhenmeter hinaus, während andere sich mit affenartiger Geschicklichkeit zur Hallendecke hocharbeiteten. Aber das liegt weit zurück. Heute geht es um etwas wichtigeres als um Schulnoten. Darum, gesund zu bleiben und das Leben zu genießen. Belohnen. Wer trainiert, darf sich auch einmal etwas gönnen. Ein netter Ausflug, ein Film, ein paar Blumen. Etwas, was man genießen kann. Aber keinen Schokoladenkuchen, sagt der Fitnesstrainer Endress. Einspruch, Mister Endress. Es darf auch mal Schokoladenkuchen sein. Auch wenn ich nach dem Laufen wenig Neigung dazu verspüre.

Unser Kolumnist leitet das Wissenschaftsressort des Tagesspiegel. Haben Sie eine Frage zu seiner guten Nachricht?
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Sonntag@Tagesspiegel.de. Hartmut Wewetzers gesammelte Kolumnen gibt es auch in Buchform. Erschienen sind sie im Ullstein-Verlag unter dem Titel "Der Brokkoli-Faktor und andere gute Nachrichten aus der Medizin". 185 Seiten, 7 Euro 95.

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