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Bierbrauer Martin Povysil zapft sich ein Bier aus seinem Bier-Automaten in dem tschechischen Dorf Uhrinovice.

© AFP

Konkurrenz für Spätis?: Öffentlicher Bier-Automat mit Zapfhahn in Tschechien

In einem tschechischen Dorf ist ein öffentlicher Bier-Automaten mit Zapfhahn eingerichtet worden. Der Bierbrauer spricht von einer einzigartigen Maschine. In Kreuzberg hingegen wird ein solcher Automat zunächst nicht benötigt: Der 24-Stunden-Kauf von Bier scheint sicher.

Touristen, die im tschechischen 75-Einwohner-Dorf Uhrinovice vorbeikommen, müssen nicht länger auf dem Trockenen sitzen: An einem Bier-Automaten können sich Radfahrer und Wanderer rund um die Uhr bedienen. Alles was sie tun müssen, ist einen Becher vom Stapel nehmen, eine Münze einwerfen und ihren Ausweis durch einen Scanner ziehen - zur Überprüfung des Alters.

"Diese Maschine ist einzigartig", sagt Bierbrauer Martin Povysil, der den Automaten aufstellte. Zwar habe er ähnliches für Japan und die USA im Internet gesehen, seine Version sei aber "völlig anders". Ein Unterschied mag darin liegen, dass der Automat von Povysil Bier aus dem Zapfhahn liefert. Getränkeautomaten, die Bier aus Dosen oder Flaschen ausspucken, sind sicherlich keine Seltenheit. In Tschechien gibt es Automaten für alkoholische Getränke, die Blechdosen mit 0,33 und 0,5 Liter Inhalt abgeben. Die Firma "JVMcomputers" bewirbt ihr System für automatische Altersüberprüfung als "unbestechlichen Gastwirten".

Tschechien mit höchstem Bier-Verbrauch pro Kopf

"Normale Pubs haben in einem Dorf wie diesem keine Chance", sagt Povysil. Diese öffneten abends und am Wochenende, wovon Touristen, die vor allem tagsüber vorbeikämen, nicht profitierten. Äußerlich gleicht der Bier-Automat einem Kaffee- oder Bankautomaten, bloß mit Zapfhahn. Ein Bier kostet 20 Kronen (73 Cent), genauso viel wie eine Limonade, die ebenfalls am Automaten erhältlich ist. Zur Erholung dienen einige Picknicktische rund um die Maschine. Sein Einkommen hat sich Bierbrauer Povysil nach eigenen Angaben mit dem Automaten gesichert. Tschechien hatte 2013 mit 144 Litern den weltweiten höchsten Bier-Verbrauch pro Kopf.

Der Outdoor-Zapfthahn in dem tschechischen Dorf Uhrinovice funktioniert bei einem ersten Testlauf.
Der Outdoor-Zapfthahn in dem tschechischen Dorf Uhrinovice funktioniert bei einem ersten Testlauf.

© AFP

In Deutschland wäre das Aufstellen von Bier-Automaten durchaus möglich. Voraussetzung ist, dass die Automaten an einem für Kinder und Jugendliche unzugänglichen Ort aufgestellt oder in einem gewerblich genutzten Raum eingerichtet werden und durch technische Vorrichtung oder durch ständige Aufsicht sichergestellt ist, dass Kinder und Jugendliche keine alkoholischen Produkte entnehmen können. So das Jugendschutzgesetz §9. Aufstellen darf einen solchen Automaten jeder, der eine Genehmigung bekommt. Zuständig dafür wäre das Ordnungsamt oder das Bezirksamt. "Aber vermutlich würde es zu erheblichen juristischen Hürden kommen", sagt Sascha Langenbach, Bezirksamtssprecher von Friedrichshain-Kreuzberg.

Verkauf von Alkohol in Kreuzberg gesichert?

"Einen Bier-Automaten? Das kann ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen", sagt Langenbach weiter. Der Verkauf von Alkohol und vor allem von Bier sei rund um die Uhr möglich. Eine derartige Anfrage oder die Überlegung, Bier-Automaten aufzustellen, habe es bisher noch nicht gegeben. "Diese Frage stellt sich mir erst gar nicht." Dabei sind zumindest die sonntäglichen Öffnungszeiten der Spätkaufs in Berlin immer wieder ein Thema, wie die "Späti-Debatte" zeigt. "Spätis" sollen an Sonntagen nur noch zwischen 8 und 16 Uhr geöffnet haben. "Sind wir hier noch in Berlin oder schon in München?", fragt beispielsweise eine Petition im Internet.

Früher gab es in einigen Bahnen des Regionalexpress der Deutschen Bahn Flaschenbier aus Automaten, welches man gegen Wertmarken erhalten konnte, die zuvor beim Schaffner zu bekommen waren, welcher das Alter geprüft hat.

2014 sorgte die Trockenlegung einer (Flaschen-)Bierquelle an der Universität von Bayreuth in der Studentenszene für Aufregung. Der Suchtbeauftragte der Hochschule soll die Abgabe von Bier aus einem Automaten unterbunden haben.

Hygienische Bedenken

In Uhrinovice ist sich Bierbrauer Povysil seiner Sache sicher. Die Situation in seiner Heimatstadt ist aber auch eine ganz andere als die in Berlin-Kreuzberg. Im Allgemeinen dürfte es bei der Einrichtung von Bier-Automaten mit Zapfhahn zu hygienischen Bedenken kommen. Denn es ist nicht garantiert, dass sich alle Konsumenten ihr Bier gepflegt in den Plastikbecher gießen. Nicht nur, wenn die Becher einmal ausgehen sollten, könnten Bierdurstige auf die Idee kommen, sich mit dem Mund an den Hahn zu hängen oder ähnliche Praktiken durchzuführen, um an das goldene Bräu heranzukommen.

Auch nächtliche Ansammlungen von alkoholisierten Gruppen um den Zapfhahn könnten die Nachbarn um den Schlaf bringen und für Dreck um den Bereich am Automaten sorgen. Wie man jedoch auf den Bildern sieht, ist der Automat in Tschechien abschließbar. Povysil hat vielleicht an alles gedacht. (mit AFP)

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