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Jugendliche sitzen im so genannten Drogendorf Son Banya nahe Palma de Mallorca. Statt solche Strukturen aufzulösen, verdienten viele Polizisten auf der Insel an ihnen mit.

© dpa

Korrupte Beamte auf Mallorca: Der Polizist, dein Freund und Hehler

Sie sollen Politiker bestochen, Schutzgeld erpresst und Drogen verkauft haben: 25 Polizisten wurden auf Mallorca festgenommen. Und als ob diese Geschichte nicht ohnehin schon abenteuerlich genug klingen würde, sind auch die Hells Angels involviert.

Es ist einer der größten Polizeiskandale Spaniens: Jahrelang sollen Ordnungshüter im zwielichtigen Nachtleben Mallorcas mitgemischt haben. In einem Sumpf aus Schutzgelderpressungen, Sexorgien und auch Drogengeschäften. Allein in der Inselhauptstadt Palma sollen mindestens 25 Beamte – darunter auch hohe Polizeioffiziere – verwickelt sein. In anderen Inselgemeinden, wie etwa der britischen Vergnügungshochburg Magaluf, wird ebenfalls ermittelt. Zum Revier der in der Inselhauptstadt beschuldigten Polizisten gehörte die berühmte „Ballermann“-Tourismusmeile an der Playa de Palma, wo jeden Sommer hunderttausende Menschen urlauben. Aber auch die Ausgehviertel am großen Hafen von Palma, wo pro Jahr annähernd 500 Kreuzfahrtschiffe festmachen.
Seit mehr als zwei Jahren ermittelt eine Anti-Korruptionseinheit innerhalb der Lokalpolizei Palmas, die im Zentrum dieses Skandals steht. Die Ermittlungen, die von Spaniens Nationalpolizei geführt wurden, offenbarten eine lange Liste illegaler Aktivitäten der Ortspolizisten, die nach Einschätzung des Untersuchungsrichters in Palma eine „kriminelle Organisation“ gebildet hatten.
Das ganze geschah offenbar mit Wissen der verantwortlichen Politiker in Palmas Rathaus, welche für ihr Schweigen mit Sexpartys belohnt worden sein sollen. Drei Prostituierte, die in Sexklubs im Ballermann-Viertel an der Playa de Palma arbeiteten, sagten aus, dass öfter Sex- und Champagnerpartys gefeiert wurden, zu denen mallorquinische Politiker eingeladen worden seien. „Die Politiker zahlten nie“, gaben die Frauen zu Protokoll.

Umschläge mit 500 Euro - pro Woche

Mit Sexdiensten und Freigetränken seien auch jene Lokalpolizisten entlohnt worden, welche bei bestimmten Nachtklubs dafür sorgten, dass es keine Probleme mit den Behörden gab, heißt es im Ermittlungsbericht. Die Beamten, deren Auftrag eigentlich war, amtliche Auflagen in den Nachtlokalen durchzusetzen, sollen zudem Geld kassiert haben, um über illegale Aktivitäten hinwegzusehen. Umschläge mit bis zu 500 Euro sollen manche Beamte wöchentlich eingefordert haben. Als Gegenleistung warnten die geschmierten Polizisten zum Beispiel vor Razzien, so dass die Zuhälter minderjährige Prostituierte oder Mädchen ohne Aufenthaltsgenehmigung rechtzeitig verstecken konnten. Nachtlokale, die nicht zahlen wollten, wurden derweil mit Kontrollen und Drohungen drangsaliert. „Sie machten uns das Leben unmöglich“, erklärte ein Unternehmer, der Anzeige wegen Erpressung erstattete.

Auch in Kokaindeals sollen die Ordnungshüter verwickelt sein: Sie hätten beschlagnahmte Drogen selbst konsumiert oder weiterverkauft, erklärte ein Zeuge.
Die Ermittlungen wurden durch einen Schlag gegen die Hells Angels im Sommer 2013 beflügelt. Damals war auf Mallorca der deutsche Bandenchef Frank Hanebuth festgenommen worden. Ihm und weiteren 50 Beschuldigten werden illegale Rotlicht- und Geldwäschegeschäfte auf der Insel vorgeworfen. Mehrere mallorquinische Polizisten sollen den Hells Angels geholfen haben.

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