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Korruptionsskandal: Spaniens Monarchie verliert an Ansehen

Immer mehr Einzelheiten über die fragwürdigen Geschäfte von Urdangarin, dem Ehemann von Königstochter Cristina, kommen ans Tageslicht. Die Ermittlungen laufen.

Es ist ein schlimmes Jahr für Spaniens König Juan Carlos I. (73). Um seine Gesundheit steht es nicht zum Besten, der Haussegen in der Königsfamilie hängt schief, das Ansehen der Monarchie in Spanien sinkt. Nun belastet auch noch ein schwerer Korruptionsskandal das Königshaus, der Juan Carlos möglicherweise dazu zwingen wird, seinem Schwiegersohn Inaki Urdangarin (43), dem Herzog von Mallorca, den Stuhl vor die Tür zu setzen.

Immer mehr Einzelheiten über die fragwürdigen Geschäfte von Urdangarin, dem Ehemann von Königstochter Cristina (46), kommen ans Tageslicht. Staatsanwälte, Untersuchungsrichter und Steuerfahnder ermitteln inzwischen in dem Fall, tragen Ordner mit Belastungsmaterialien zusammen. Sie beschuldigen Urdangarin, in unseliger Gemeinschaft mit korrupten Politikern und Beamten vor allem auf Mallorca und an der Costa Blanca, öffentliche Gelder in Millionenhöhe ergaunert zu haben.

Dabei soll Urdangarin auch noch seine Zugehörigkeit zum Königshaus benutzt haben, um mit seinen Firmen, welche sich der Beratung, Öffentlichkeitsarbeit und auch Immobiliengeschäften widmen, ins Geschäft zu kommen. Den bisherigen Ermittlungen zufolge schusterten regionale Politiker dem Firmennetz Urdangarins „fiktive Aufträge“ zu, der Königsschwiegersohn soll dann mit aufgeblähten Rechnungen für „erfundene Dienstleistungen“ Millionenbeträge an Steuergeldern kassiert haben.

Auch wenn das Königshaus und Spaniens Regierung versuchen, mit diskreten Gesprächen hinter den Kulissen den Schaden zu begrenzen, wird es immer wahrscheinlicher, dass Urdangarin auf der Anklagebank landet. „Ein Mitglied der Königsfamilie vor einem Richter, das kann zerstörend sein“, warnt bereits der Hofexperte Jose Apezarena. Kenner des Königshauses gehen davon aus, dass Juan Carlos demnächst die königliche Beziehung zu Urdangarin formell kappen und ihn aus der Königsfamilie ausschließen muss, um weiteres Unheil vom Hof abzuwenden.

Doch auch jetzt schon, nachdem fast täglich neue pikante Details aus dem offenbar halbseidenen Geschäftsleben Urdangarins bekannt werden, ist der Ruf des Königshauses angekratzt. Laut Umfrage des staatlichen Institutes CIS sinkt das Ansehen der spanischen Monarchie. Nur noch elf Prozent der Spanier haben „sehr viel“ Vertrauen in die Königsfamilie, aber 22 Prozent „überhaupt keines“ mehr.

Das Königshaus ist laut CIS auch nicht mehr in den Augen der Bürger, wie früher, die angesehenste Institution des Landes. Sondern es rutschte hinter der Armee und den Medien auf den dritten Platz. Vor allem in Spaniens zunehmend abtrünnigen Regionen, im Baskenland und in Katalonien, häufen sich antimonarchische Proteste. Spaniens junge Generation, welche die wichtige Rolle von Juan Carlos beim Übergang von der Diktatur zur Demokratie im Jahr 1975 nicht mehr im Hinterkopf hat, wendet sich ebenfalls von ihrem alten König ab.

Der Niedergang der spanischen Monarchie spiegelt sich auch immer deutlicher in den Medien. Das Innenleben des Königshauses, das früher tabu war, ist in Spanien nun zum öffentlichen Thema geworden: Die Scheidung der Königstochter Elena (47) im Jahr 2009. Die angebliche Magersucht von Prinzessin Letizia (39), der Ehefrau von Thronfolger Felipe (43). Mutmaßliche Spannungen zwischen Felipe und seinen Schwestern Cristina und Elena, die offenbar nicht mit der aus bürgerlichem Hause stammenden Letizia auskommen.

Auch die wenig transparenten Ausgaben des Staates für das Königshaus bringen öffentliche Debatten mit sich. Und schließlich ein immer mehr schwächelnder König, welcher seit der Entfernung eines Lungentumors im Jahr 2010 nicht mehr richtig auf die Beine kommt, in den letzten Monaten vor allem durch Stolpern, Stürze und kleinere Unfälle Schlagzeilen macht. Die Krone, bilanziert Gaspar Llamazares, Parlamentsabgeordneter der ohnehin antiköniglichen Partei Vereinigte Linke, „ist angeschlagen“.

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