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Panorama: Kosmischer Rückblick

Die Auswertung des Staubs des Kometen Wild 2 bringt erste Überraschungen

Damit hatten die Forscher nicht gerechnet. Der Staub des Kometen Wild 2, den die US-Raumsonde „Stardust“ im Januar auf die Erde zurückbrachte, enthält Minerale, die nur bei sehr hohen Temperaturen entstehen. Dies ist ein erstes Ergebnis der Untersuchungen, das die US-Raumfahrbehörde Nasa jetzt bekanntgab. Nach Ansicht des Planetologen Thomas Stephan von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster kann dies zweierlei bedeuten: „Entweder strömten diese Minerale vor Milliarden Jahren von der Sonne weg weit hinaus in den Kosmos, wo die Kometen entstanden – oder sie kamen von anderen Sternen zu uns."

Gestartet war die Stardust-Sonde im Jahr 1999. Nach rund 3,2 Milliarden Flugkilometern erreichte sie im Januar 2004 den Kometen Wild 2 und näherte sich ihm bis auf dreihundert Kilometer. Zu diesem Zeitpunkt zog Wild 2 einen lang gestreckten Schweif aus Gas und Staub hinter sich her – wie alle Kometen, die der Sonne nahe kommen. Auf den Schweif hatte es die Sonde abgesehen: Sie flog mitten hindurch, wobei sie eine Art Wattefilter ausfuhr, in dem sich möglichst viele Staubkörnchen verfangen sollten. Nach der Rückkehr zur Erde stellten die Forscher fest, dass die Sonde viele hunderttausend Staubpartikel eingesammelt hatte – mehr als erwartet. Hunderte Forscher auf der ganzen Welt sind nun damit beschäftigt, den Kometenstaub zu untersuchen.

„Kometenkerne messen nur wenige Kilometer im Durchmesser, sind also relativ klein“, erläutert Elmar Jessberger, Direktor des Instituts für Planetologie der Münsteraner Uni. „Deshalb sind sie sofort nach ihrer Entstehung im eisigen Weltraum gefroren.“ Das in ihnen enthaltene Material habe sich seither praktisch nicht verändert. Da sie sich vor 4,6 Milliarden Jahren zusammen mit den Planeten unseres Sonnensystems bildeten, habe sich in ihnen der Anfangszustand des Sonnensystems erhalten. Wenn man also Kometen untersucht, sagt Jessberger, könne man in die Vergangenheit schauen.

„Kometen bestehen im Wesentlichen aus drei Dingen – Eis, Gestein und organische Verbindungen; letztere interessieren uns besonders“, erläutert Jessberger. Man wisse fast nichts darüber. Weitgehend sicher sei nur, dass die Gas- und Staubscheibe, aus der unser Planetensystem hervorging, von Anfang an organische Stoffe enthielt. Da der Komet Wild 2 sich erst seit kurzer Zeit im inneren Sonnensystem aufhält, sei er nur wenige Male dicht an der Sonne vorbeigeflogen und daher selten erwärmt worden. Er sei also noch besonders frisch.

In ihrer Frühzeit schlugen auf der Erde zahlreiche kleine und große Himmelskörper ein, sagt Jessberger. Darunter waren vermutlich auch viele Kometen. Wenn sie nun ein Sammelsurium organischer Moleküle mit sich trugen – worauf heute vieles hindeutet – dann brachten sie vielleicht auch die Keime des Lebens zu uns. Haben sich diese Keime bis heute erhalten?

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