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Panorama: Krawall über den Wolken

Gegen Krawallmacher an Bord gehen immer mehr Fluggesellschaften mit rigideren Mitteln als in der Vergangenheit vor.Von der Verwarnung durch eine "Gelbe Karte" über den Funkalarm an die Bodenstation bis hin zum Anlegen von Handschellen reicht der Katalog von möglichen Maßnahmen, mit denen sich Air France, British Airways und andere große Flugunternehmen künftig gegen Störer des Bordfriedens zur Wehr setzen wollen.

Gegen Krawallmacher an Bord gehen immer mehr Fluggesellschaften mit rigideren Mitteln als in der Vergangenheit vor.Von der Verwarnung durch eine "Gelbe Karte" über den Funkalarm an die Bodenstation bis hin zum Anlegen von Handschellen reicht der Katalog von möglichen Maßnahmen, mit denen sich Air France, British Airways und andere große Flugunternehmen künftig gegen Störer des Bordfriedens zur Wehr setzen wollen.

"Vor allem auf Langstreckenflügen kommt es immer häufiger zu Auseinandersetzungen mit Passagieren", weiß Sandra Trautmann, Pressesprecherin der deutschen Air-France-Niederlassung.Die Zahl der Vorfälle steigt.In 20 Prozent aller Fälle handelte es sich um Mißachtung des Rauchverbots, bei 30 Prozent um Alkohol- oder Drogenmißbrauch.15 Prozent der registrierten Fluggäste randalierten, weil sie mit ihrem Sitzplatz unzufrieden waren, die übrigen aus anderen Gründen.

Die Pilotenvereinigung Cockpit schlug kürzlich Alarm.Aggressive, pöbelnde und schlagende Passagiere gefährdeten zunehmend die Sicherheit.1252 Konflikte seien innerhalb von zwölf Monaten durch die Vereinigung registriert worden.Die wahre Zahl liege aber viel höher.Cockpit forderte eine "Null-Toleranz-Politik".Randalierer sollten auch in Deutschland strafrechtlich verfolgt werden.Bislang müsse das Bordpersonal privatrechtlich Anzeige erstatten.

Um der zunehmenden Rüpelhaftigkeit Herr zu werden, rief Air France bereits vor zwei Jahren eine Projektgruppe aus Fachleuten für Kundendienst und Flugsicherheit ins Leben, die jetzt einen mehrstufigen Maßnahmeplan für die Crews erarbeitet hat.Angetrunkene oder unter Drogeneinfluß stehende Passagiere dürfen künftig bereits beim Einchecken zurückgewiesen werden.Bei Auseinandersetzungen an Bord verwarnt zunächst der Flugbegleiter den Passagier.Bleibt dieser uneinsichtig, und kommt es zu Wortgefechten, darf die Crew künftig aus dem Cockpit Hilfe anfordern.Notfalls soll über Funk die Bodenstation informiert und die Polizei eingeschaltet werden.Da es in den Flugzeugen immer öfter auch zu Handgreiflichkeiten komme, überlege Air France sogar, künftig Handschellen an Bord mitzuführen, um die Flugsicherheit gewährleisten zu können, sagt Sprecherin Trautmann.

Auch British Airways verzeichnet eine wachsende Zahl von Zwischenfällen auf seinen jährlich 300 000 Flügen.So nahmen Verstöße gegen die Verhaltensvorschriften an Bord seit 1994 um 400 Prozent zu.266 Fluggäste mußten innerhalb von zwölf Monaten gemaßregelt werden, darunter 172, weil sie das Rauchverbot ignoriert hatten, und 37 wegen Alkoholmißbrauchs.Bis zu sieben Litern Whiskey würden auf manchen Langstreckenflügen konsumiert, schätzt BA-Sprecherin Sontka Wegener.Sie sagt aber auch, daß die Probleme des Bordlebens im Grunde nur Mißstände widerspiegelten, die in der Gesellschaft insgesamt zu beklagen seien.

Gegen das Rowdytum in den Lüften führt auch British Airways jetzt Konfliktlösungs-Schulungen für ihr Personal durch.Bord-Rüpel werden überdies seit kurzer Zeit wie beim Fußball mit einer "Gelben Karte" verwarnt.Setzen sie ihre Provokationen fort, müssen sie damit rechnen, am Zielflughafen von der Polizei in Empfang genommen zu werden.Wird aufgrund des Vorfalls gar eine Zwischenlandung erforderlich, soll der Passagier die Kosten hierfür aus der eigenen Tasche bezahlen müssen."Das kann bei einer Boeing 737 bis zu 5000 Pfund kosten", warnt Sontka Wegener.

Wie die Fluggesellschaften übereinstimmend erklärten, lassen sich die Probleme keiner bestimmten sozialen Sicht zuordnen, sondern sind in allen Bordklassen zu beobachten.Auch gibt es bei den Langstreckenflügen keine Routen, auf denen Krawallmacher besonders häufig anzutreffen sind.

BURKHARD SCHMIDT

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