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Neues Wahrzeichen. Der A'dam-Turm neben dem Filmmuseum "Eye" am Ij gegenüber dem Hauptbahnhof von Amsterdam. Hier werden Arbeitsplätze für die Kreativwirtschaft geschaffen.

© Rolf Brockschmidt

Kreatives Amsterdam: Zwischen Himmel und Hölle

Das Shell-Haus in Amsterdam soll zum Zentrum für Künstler, Musiker und Game-Entwickler werden.

Als Ausrufezeichen der Kreativität stellt sich im Moment der mit bunten Plakaten behängte Shell-Turm im alten Hafengebiet gegenüber dem Amsterdamer Hauptbahnhof am Ij dar. Von 1971 bis 2009 befand sich in dem Bau des Architekten Arthur Staal der Hauptsitz des niederländischen Ölmultis Shell. Das Haus war im Winkel von 45 Grad versetzt zum Ij gebaut, die aufgesetzte „Krone“ war wiederum um 45 Grad gedreht und erinnerte an „Royal“ Dutch Shell. „Es war eine ,closed area’, ein hermetisches Gebiet, niemand wusste, was hier vor sich geht“, sagt Hans Brouwers von Massive Music, einem der vier Partner, die den Wettbewerb um das Gebäude gewonnen haben.

2015 soll hier das Zentrum der Kreativwirtschaft Amsterdams eröffnet werden. A’dam nennt sich der Turm und die Buchstaben stehen für die Stadt Amsterdam, aber auch für Dance and Music. Noch sieht es im Foyer des Gebäudes sehr improvisiert aus, 22 Stockwerke stehen leer. Vom Dach des 80 Meter hohen Turmes wird man eine wunderbare Aussicht auf Amsterdam haben, der einzige Punkt der Stadt, an dem man aus solcher Höhe den Grachtengürtel wirklich überblicken kann. Nachts wird hier die Bar „Heaven“ öffnen.

Die Musikfirma ID&T, MassiveMusic und der Projektentwickler Lingotto haben sich den ambitionierten Umbau des Turmes vorgenommen. Die Aussichtsplattform soll öffentlich zugänglich sein, man rechnet mit 200 000 bis 300 000 Besuchern pro Jahr. Darunter soll sich ein Restaurant einmal in der Stunde um 360 Grad gedreht haben, die zwei obersten Stockwerke werden zu einem verschmelzen. Ein exklusiver Club für die Kreativwirtschaft wird ein weiteres Stockwerk belegen. Sechs bis sieben Stockwerke gehen an die Kreativwirtschaft mit flexiblen Büroräumen, fünf Stockwerke werden einem nicht zu teuren Hotel vorbehalten sein und im Basement wird es einen Club namens „Hell“ geben. „Vom Himmel bis zur Hölle wird man hier 24 Stunden am Tag sieben Tage die Woche alles in einem Haus erleben können“, erzählt Hans Brouwer, der vom Erfolg des Projektes überzeugt ist.

„Wichtig ist es, junge Leute in die Entwicklung des Turmes einzubeziehen, man kann hier arbeiten, hier entstehen Büros und man kann sich weiterentwickeln“, erzählt Duncan Stutterheim von ID&T. „Wir brauchen jetzt gute Ideen und gute Leute. Wir gehen damit in die Welt und rufen junge Designer und Kreative auf, kommt nach Amsterdam und helft uns! Wir wollen nicht das Übliche, wir wollen auch neue Ideen für eine neue Art von Büros.“ Noch ist das Shell-Haus eine leere Muschel, aber das wird sich ändern, wenn die Pläne der kreativen Investoren gelingen.

Die Dance-Industrie wächst schnell

Anziehungspunkt. Das Café „De tijdelijke toren“ (Der befristete Turm) im Erdgeschoss mit Bar und Scheinwerfer. Fotos: Rolf Brockschmidt
Anziehungspunkt. Das Café „De tijdelijke toren“ (Der befristete Turm) im Erdgeschoss mit Bar und Scheinwerfer. Fotos: Rolf Brockschmidt

© Rolf brockschmidt

„Neue Ideen gewinnen wir durch Gespräche, Brainstorming. Wir müssen auch die Arbeit aufwerten. Man muss sich fragen, warum arbeite ich hier gerne?“ Dass der Turm ein beliebter Arbeitsplatz werden wird, kann man sich vorstellen. Übrigens, erzählt Stutterheim, entstehe der Club „Hell“ genau an der Stelle, an der die Amsterdamer im 17. Jahrhundert ihre Galgen stehen hatten.

Für die Stadt ist der A’dam ein wichtiges Projekt. Schon jetzt arbeiten rund 30 000 Unternehmen mit 53 000 Mitarbeitern im kreativen Sektor. Neben der Gaming-Industrie ist die niederländische Dance-Industrie ein schnell wachsender Wirtschaftszweig. 500 Millionen Euro werden pro Jahr umgesetzt, mehr als 7000 Mitarbeiter zählt die Branche.

Wenn es nach den Investoren geht, werden statt ehemals 400 Shell-Mitarbeitern bis zu 2500 Leute aus Musik, Mode, Design und Gaming Platz in dem Turm finden. Der Turm selbst wird behutsam neu erfunden, die goldenen Fensterscheiben verschwinden, die Fenster werden bis zum Fußboden durchgezogen und können so einen luftigen Eindruck vermitteln. A’dam hat damit die Chance, gleich neben dem spektakulären Filmmuseum „Eye“ zum Wahrzeichen des Amsterdamer Nordens zu werden, der so lange vernachlässigt worden war.

Die Anbindung an die Stadt erfolgt per Boot über das Ij, und so wird sich auch der A’dam in die maritime Tradition Amsterdams einbinden lassen.

Weitere Informationen im Internet:

www.adamtoren.nl

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