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Update

Kreuzfahrt-Unglück: Ließ die Bahn Costa-Überlebende am Bahnhof stehen?

Zwei Deutsche, die das Schiffsunglück überlebt haben, machen der Bahn Vorwürfe. Laut einem Bericht ließ man sie nach ihrer Rückkehr von Italien am Bahnhof stehen, weil sie keinen Fahrschein hatten.

Ein überlebendes deutsches Ehepaar aus dem Westerwald zeigte sich schwer enttäuscht von der Deutschen Bahn. Nach einem Bericht der „Rhein-Zeitung“ wollte die Bahn das unter Schock stehende Paar auf dem Fernbahnhof in Frankfurt am Main/Flughafen nicht mitnehmen – es musste dem Bericht zufolge seine lange vorher gebuchten Tickets mit Ausweisen und Handys aus Zeitgründen bei der Flucht im Safe im Wrack zurücklassen. Der Frau in Abendgarderobe und der Mann in Pulli, Hose und mit Hausschuhen - viel mehr war den Überlebenden nicht geblieben – wurden angewiesen, neue ICE-Tickets zu kaufen, doch sie hatten nach der fast 50-stündigen Rückreise nicht mehr genug Geld zur Verfügung.

Laut "Rhein-Zeitung" hatten zwei Bahnangestellte die Costa-Überlebenden aus Langenhain vorm Einsteigen ohne gültige Fahrkarte gewarnt. Daraufhin stiegen sie nicht ein, sondern baten ihren Sohn, sie mit dem Auto abzuholen. Bei der Bahn hieß es am Sonntagabend dazu, man fühle mit Opfern des Schiffsunglückes mit. Allerdings habe man noch nicht mit dem  Personal sprechen können und wolle dies vor einer Stellungnahme tun. „Wir werden unser Bestes tun, den Fall aufzuklären“, sagte der Sprecher.

An Bord der „Costa Concordia“ war offenbar auch eine gewisse Anzahl blinder Passagiere . Dies sagte der Präsident des italienischen Katastrophenschutzes, Franco Gabrielli, am Sonntag. Er bezog sich unter anderem auf eine Ungarin, deren Leiche tags zuvor aus dem havarierten Kreuzfahrtschiff geborgen worden war und die auf keiner Passagierliste verzeichnet steht. Am Sonntag wurde eine weitere Tote aus dem Wrack geborgen.

Von den nun insgesamt 13 geborgenen Toten seien acht identifiziert, darunter ein Deutscher, so Gabrielli. Das Auswärtige Amt bestätigte den Bericht über ein deutsches Todesopfer zunächst allerdings nicht. Es lägen „keine belastbaren Informationen zu Toten vor“, sagte eine Sprecherin. Offiziell würden weiterhin noch zwölf Deutsche vermisst. Insgesamt liegt die Zahl der Vermissten zehn Tage nach dem Unglück weiter bei über zwanzig; die Sucharbeiten mussten am Wochenende immer wieder wegen der Instabilität des Schiffs abgebrochen werden. Als vermisst gilt zur Zeit auch noch ein gehbehindertes Paar aus Adlershof.

Indes schieben sich die Reederei Costa und Kapitän Francesco Schettino gegenseitig die Verantwortung für das Unglück zu. Costa erklärt, Schettino habe eine nicht genehmigte Route genommen und, um das zu verschleiern, die Warnsysteme des Schiffs ausgeschaltet; Schettino wiederum sagte den Ermittlern, die „Verbeugung“ vor der Isola del Giglio sei von der Reederei „aus Werbegründen sogar nachdrücklich verlangt“ worden. Außer Funktion war offenbar auch der Fahrtenschreiber der Costa Concordia; damit könnten wesentliche Informationen über die Manöver des Schiffs verloren sein. Schettino behauptet, der Fehler sei der Reederei bekannt gewesen, „aber über zwei Wochen hinweg haben sie uns keinen Techniker geschickt.“

Zugleich rückt die drohende Umweltkatastrophe in den Fokus der Entscheidungen. Die Tanks des Schiffs, in denen 2380 Tonnen Schwer- und Dieselöl gebunkert sind, halten vorerst dicht. Franco Gabrielli vom Katastrophenschutz sagte, Umweltschäden gebe es bisher nicht. Die Costa Concordia liegt in einem Meeresgebiet, aus dem Entsalzungsanlagen das Trinkwasser für die Isola del Giglio gewinnen.

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