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Panorama: Kriegsschiff aus dem Schlamm

PISA .Italienische Archäologen haben bei Pisa eine ganze Flotte ungewöhnlich gut erhaltener Schiffe aus der römischen Antike entdeckt.

PISA .Italienische Archäologen haben bei Pisa eine ganze Flotte ungewöhnlich gut erhaltener Schiffe aus der römischen Antike entdeckt.Bisher wurden acht etwa 2000 Jahre alte Schiffe samt Ladung ausgegraben, darunter vier Frachter und sehr wahrscheinlich ein Kriegsschiff.Der für die Arbeiten zuständige Archäologe Stefano Bruni sprach in Pisa von einem "sensationellen Fund".Vor allem die Entdeckung eines Kriegsschiffes aus dieser Zeit sei eine "absolute Neuigkeit".Bisher kenne man Schiffe der antiken römischen Marine lediglich aus schriftlichen Unterlagen.

Auf die ersten schwarzen Holzplanken stießen Arbeiter etwa fünf Meter unter der Erde.Sie waren im Dezember mit Bauarbeiten auf dem ehemaligen Gebiet des antiken Stadthafens von Pisa beschäftigt, wo ein neuer Bahnhof entstehen soll."Wirklich sensationell ist die Konzentration derartig gut erhaltener Schiffe auf engstem Raum", sagte Bruni.Teilweise sei fast der gesamte Schiffsrumpf zu erkennen.Im Vergleich zu den neun Funden von Pisa hätten frühere Ausgrabungen "nichts als Bruchstücke" an den Tag gebracht.

Die größten der gefundenen Ruder-Schiffe sind den Angaben zufolge bis zu 30 Meter lang, eine stattliche Größe für die römische Zeit.Ungeklärt sei, ob die Boote auch Segel hatten.Auch der größte Teil der Ladung sei so gut wie intakt, darunter Öl-Amphoren und Keramiken."Durch den Schlamm des ehemaligen Hafenbeckens konnte kein Sauerstoff eindringen, daher ist das Holz in vergleichsweise optimalem Zustand", sagte der Superintendent Angelo Bottini.Metallteile konnten praktisch nicht rosten, viele Münzen seien erstaunlich gut erhalten.Völlig rätselhaft ist, warum gleich mehrere Schiffe zu verschiedenen Zeitpunkten im Hafenbecken der toskanischen Stadt untergingen."Es kann sich nicht um ein einzelnes Ereignis gehandelt haben, sondern um mehrmals wiederkehrende Sturmfluten", lautet die vage Vermutung eines Archäologen.

Die älteren Schiffe stammen aus der republikanischen Epoche, etwa 100 Jahre vor Christus, die jüngsten aus der Zeit Kaiser Hadrians (zweites Jahrhundert n.Chr.).Durch die Befreiung aus dem Erdreich nach 2000 Jahren sei die Gefahr erheblich, daß die Hölzer in Kürze zu Staub zerfallen, warnte Bruni.Eine "sofortige Restaurierung" habe oberste Priorität.Später sollen die Stücke in Pisa ausgestellt werden.

Zwar hatten Archäologen auf dem Gelände seit Jahrzehnten antike Schiffsfunde vermutet, mit einer solchen Fülle jedoch nicht gerechnet."Noch heute gibt es immer weitere Funde", sagte Bruni.Die Ausgrabungen dürften noch weit länger als ein Jahr dauern.

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