zum Hauptinhalt

Kriminalität: Aus geplantem Raubüberfall wurde Blutbad

Das Blutbad von Sittensen mit sieben Toten war offenbar so nicht geplant. Ursprünglich hätten die Angeklagten das China-Restaurant ausrauben wollen, sagte der Staatsanwalt im Landgericht Stade.

Der Anklage zufolge erschoss einer der fünf Angeklagten aus Vietnam bei dem Überfall den Koch, als dieser fliehen wollte, und den Inhaber des Restaurants. Die anderen Opfer seien getötet worden, um die Zeugen zu beseitigen, sagte der Staatsanwalt am zweiten Prozesstag. Erst einen Tag vor der Tat im Februar hätten sich die Männer dazu entschlossen.

Erstmals nannte die Anklagebehörde Details des Blutbades, das als schwerstes Verbrechen in Norddeutschland seit dem Zweiten Weltkrieg gilt. Der Inhaber sei mit einer Holzlatte geschlagen worden. Seine Frau wurde gewürgt. Die meisten Opfer waren mit Kabelbindern an den Händen gefesselt.

Bei dem Überfall haben die Täter den Koch möglicherweise zunächst übersehen. Als der Mann zu fliehen versuchte, eskalierte die Tat nach Ansicht der Staatsanwaltschaft. Um die Morde an dem Koch und dem Inhaber zu verdecken, seien anschließend die fünf übrigen Opfer kaltblütig mit gezielten Kopfschüssen getötet worden, sagte der Staatsanwalt.

Angeklagte bestreiten die tödlichen Schüsse

Drei der fünf Männer im Alter zwischen 30 und 42 Jahren sind wegen Mordes angeklagt. Den beiden anderen wirft die Anklage schweren Raub oder Anstiftung zum Raub vor. Als Haupttäter gilt demnach ein 30 Jahre alter Mann, der die tödlichen Schüsse aus einer Pistole mit Schalldämpfer abgegeben haben soll. Die beiden anderen wegen Mordes Angeklagten sollen Mittäter sein. Alle bestreiten die tödlichen Schüsse. Juristen erwarten einen langwierigen Indizienprozess.

Auch am zweiten Verhandlungstag zog sich der Prozess wegen zahlreicher Anträge der insgesamt zehn Verteidiger in die Länge. Erfolglos versuchten die Anwälte, die vereidigten Übersetzer austauschen zu lassen, weil diese einen anderen vietnamesischen Dialekt sprächen als die Angeklagten. Außerdem hätten die Übersetzer zum Teil zuvor für die ermittelnde Sonderkommission gearbeitet. Erneut beantragten die Anwälte eine Aussetzung des Verfahrens. Sie hätten immer noch nicht genügend Zeit gehabt, die insgesamt 40.638 Seiten der Ermittlungsakten zu lesen. (mit dpa)

Zur Startseite