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Kriminalität: Entführtes Kleinkind in Köln befreit

Nach elf Stunden in der Gewalt von Entführern ist in Köln ein zweijähriger Unternehmersohn unverletzt von der Polizei befreit worden. Die Täter verrieten sich durch Handy-Telefonate.

Köln - Die Festgenommenen sollten noch am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt werden. Die Täter hatten vom Vater des Kindes telefonisch 1,5 Millionen Euro Lösegeld gefordert. Bei den Festgenommenen handelt es sich um drei Deutsche, die um die 30 Jahre alt sind, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten. «Die Täter sind ohne Hemmungen vorgegangen», sagte ein Polizeisprecher. Der kleine Junge überstand die Entführung äußerlich ohne Verletzungen und war noch am Abend seinen Eltern übergeben worden.

In einer Wohnung eines Mehrfamilienhauses in einem Kölner Nobelstadtteil hatte die 57-jährige Großmutter mit ihrem Enkel gespielt, als es gegen 9.00 Uhr klingelte. Die Eltern des Jungen waren bei der Arbeit. Zwei als Paketboten getarnte Männer bedrohten die Großmutter, fesselten sie mit Paketband und verschwanden mit dem Jungen.

Eine Stunde später ging auf dem Handy des Vaters die Lösegeldforderung ein. Die Entführer meldeten sich mehrfach beim Vater. Die Großmutter hatte nach Angaben der Polizei nach rund 20 Minuten ihre Fesseln lockern und Nachbarn auf sich aufmerksam machen können. Wenig später erlitt sie einen Schwächeanfall und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Als die Mutter gegen Mittag heimkehrte, erlitt sie einen Schock. Sie wurde vom Notarzt behandelt.

Die Ermittler kamen rasch voran. Alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, auch technische Hilfsmittel, seien genutzt worden, sagte ein Polizeisprecher. Die Handy-Telefonate brachten die Polizei schließlich auf die richtige Spur.

Noch am Abend konnte ein Täter im Kreis Siegburg bei Bonn festgenommen werden. Dort war er mit dem Jungen in einem Taxi unterwegs. Der Zweijährige wurde unverletzt befreit und zu seinen Eltern gebracht. Eine Stunde später wurden die beiden anderen mutmaßlichen Entführer bei einer fingierten Geldübergabe geschnappt. Die Familie hatte sich nach Polizeiangaben zur Zahlung des Lösegeldes bereit erklärt. Die Scheine seien auch bereitgestellt worden.

Die Polizei hatte zunächst eine Nachrichtensperre verhängt, um das Leben des Kindes zu schützten und die Ermittlungen nicht zu gefährden. Erst in einer eilig anberaumten Pressekonferenz gegen Mitternacht wurden Angaben zu dem spektakulären Fall bekannt.

Der Polizeisprecher betonte, die Täter seien professionell und hemmungslos vorgegangen. In den Telefonaten hätten sie klare Anweisungen gegeben. «Die wussten genau, was sie wollten. Man musste berechtigte Sorge um das Kind haben.» Ob es eine Beziehung der Täter zu der Familie gibt, war zunächst noch unklar.

Der Vater des Jungen arbeitet als Informatiker bei einem großen Kölner Sicherheitsunternehmen. Sein Vater wiederum ist Geschäftsführer und Gesellschafter der Firma, die in ihren bundesweiten Niederlassungen 4500 Menschen beschäftigt.

Erfreut und zufrieden über das schnelle und gewaltlose Ende der Entführung zeigte sich Lands-Innenminister Ingo Wolf (FDP). Die Festnahme der drei Tatverdächtigen zeige, dass solche Kriminellen in Nordrhein-Westfalen keine Chance haben. «Dies sollte möglichen Nachahmern eine deutliche Warnung sein», sagte Wolf. (tso/dpa)

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