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Kriminalität: Mutter erstickte Töchter wegen Geldsorgen

Die zweijährige Saskia und die fünfjährige Eileen schliefen, als ihre Mutter sie mit einem Kissen erstickte. Ab heute muss sich die Frau aus Aue vor Gericht verantworten.

Die 26-Jährige hatte nach eigenen Angaben 2000 Euro Schulden. "Ich wollte den Kindern ersparen, dass sie verhungern müssen", begründete sie heute vor dem Landgericht Chemnitz die Tat. Nachdem ihre Kinder tot waren, wollte sie sich selbst erst mit Reinigungsmittel, dann mit Feuerzeuggas und schließlich durch einen Sprung aus dem Küchenfenster umbringen. Vor Gericht muss sich die 26-Jährige aus Aue nun wegen Totschlags in zwei Fällen verantworten. Ein Urteil wird in der kommenden Woche erwartet.

Mit leiser Stimme, aber äußerlich gefasst schilderte die nicht einmal 1,60 Meter große Frau zum Prozessauftakt das Geschehen vom 7. Mai dieses Jahres. Nur gelegentlich wischte sich die gelernte Einzelhandelskauffrau mit einem Taschentuch Tränen aus dem Gesicht. Sie habe sich nicht getraut, mit anderen über ihre Geldprobleme zu sprechen, nicht einmal mit ihrem Mann (38). Beide hatten sich nach längerer Trennung erst kurz vorher wieder versöhnt.

"Wir sehen uns gleich wieder"

An jenem Vormittag hatte sie große Angst, dass der Vermieter klingeln würde, um die ausstehende Miete einzufordern. Während ihr Mann bei der Arbeit war, fasste sie den Entschluss, die Kinder und sich selbst umzubringen. Sie schrieb einen Abschiedsbrief und brachte die Kinder zum Mittagsschlaf ins Bett. Dann drückte sie zu. Ihre ältere Tochter habe sich noch gewehrt, geschrien und gestrampelt. "Ich habe ihr gesagt, wir sehen uns gleich wieder."

Die Mutter kam schwer verletzt in eine Klinik. Seit Wochen sitzt sie im Leipziger Haftkrankenhaus, wo sie nach zwei weiteren Suizidversuchen beobachtet wird. Sie schilderte, dass sie schon als Kind und Jugendliche drei Selbstmordversuche unternommen habe.

Bagatelle könnte der letzte Auslöser gewesen sein

Erst wenige Tage vor der Tat war die Familie in die Wohnung gezogen. Die 26-Jährige hoffte, die Wohnung über einen Mietzuschuss von Kommune und Arbeitsagentur bezahlen zu können. Doch diese Zusage blieb aus. Ihrem Mann, dem Vater der beiden Mädchen, sagte sie das nicht. Letzter Auslöser für das Drama könnte die Geburtstagsfeier ihres Mannes zwei Tage vor der Tat gewesen sein. Als beim Abendessen - der Angeklagten zufolge aus Geldmangel - die Klöße ausgingen, hätten sich die Gäste darüber lustig gemacht. Sie selbst empfand das als Demütigung.

Unklar blieb zum Prozessauftakt das tatsächliche Ausmaß der Geldsorgen. Die Angeklagte räumte ein, dass ihr Eltern und Schwiegereltern "bestimmt" geholfen hätten. Auch der Vermieter, der als Zeuge gehört wurde, hatte die ausstehende erste Mietzahlung noch nicht angesprochen. "Darüber bin ich heilfroh, sonst hätte ich mir selbst große Vorwürfe gemacht", sagte er. Der Mann der Angeklagten machte von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch.

Erik Nebel[dpa]

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