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Krisenmanagement: Bush übernimmt Verantwortung

US-Präsident Bush hat für mögliche Pannen auf Bundesebene bei der Hurrikanhilfe die Verantwortung übernommen. Zuvor hatte er den Katastrophenschutz-Chef ausgewechselt.

Washington (13.09.2005, 21:25 Uhr) - Dort, wo die Bundesbehörden ihren Job nicht ganz richtig gemacht hätten, übernehme er die Verantwortung, sagte der Präsident am Dienstag. Gut zwei Wochen nach Hurrikan «Katrina» haben Bergungsmannschaften unterdessen einen grausigen Fund gemacht. Sie entdeckten 45 Leichen in einem Krankenhaus der schwer verwüsteten US-Südstaatenmetropole.

Der Umgang mit den Folgen von «Katrina» habe ernste Probleme bei der Organisation der Katastrophenhilfe auf allen Ebenen offenbart, sagte Bush bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Er wolle wissen, was geklappt und was nicht geklappt habe. Dies sei auch wichtig für künftige Katastrophen oder Terroranschläge. Das Weiße Haus kündigte für Donnerstagabend (0300 Uhr Freitag MESZ) eine Fernsehansprache Bushs an die Nation zur Hurrikanhilfe an.

Wie der Nachrichtensender CNN am Dienstag berichtete, ist noch unklar, wie die zumeist älteren Patienten in dem Krankenhaus «Memorial Medical Center» ums Leben kamen. Sicher habe die Hitze dazu beigetragen. Nach dem Stromausfall in Folge des Hurrikans funktionierten in dem Gebäude auch die Klimaanlagen nicht mehr, und die Temperaturen seien auf über 38 Grad gestiegen. Zwar sei nicht auszuschließen, dass einige der Patienten bereits vor dem Hurrikan starben, doch sei offensichtlich, dass andere ums Leben kamen, während sie darauf warteten, in Sicherheit gebracht zu werden.

Das Krankenhaus war vor einer Woche geräumt worden, nachdem ins Erdgeschoss Wasser eingedrungen war. Nach Angaben der Gesellschafter waren damals alle Patienten herausgeholt worden. Bereits Tage zuvor waren in einem Altenheim in der Region 34 Leichen gefunden worden. Die Staatsanwaltschaft kündigte an, sie prüfe, ob ein Verfahren eingeleitet wird. Dabei soll geklärt werden, warum das Altersheim St. Ritas nicht evakuiert wurde. In vielen Krankenhäusern und Heimen herrschten noch Tage nach dem verheerenden Sturm katastrophale Zustände.

Bergung der Leichen geht weiter

Die offizielle Totenzahl durch Hurrikan «Katrina» erhöhte sich damit auf rund 450 in Louisiana und Mississippi. Die Bergung der Leichen ist allerdings noch längst nicht abgeschlossen. Inzwischen wird auch das Ausmaß der Katastrophe immer deutlicher. Ein Militärsprecher sagte am Dienstag, mehr als 160.000 Häuser seien so stark zerstört, dass sie nicht mehr repariert werden könnten.

THW im vollen Einsatz

Die vom Technischen Hilfswerk (THW) nach New Orleans entsandten Helfer sind nach Angaben von Innenminister Otto Schily (SPD) inzwischen mit ihrem Gerät im vollen Einsatz. Im Stadtgebiet von New Orleans und im Umland sind den Angaben zufolge 89 Experten bei der Arbeit. Das THW hat 15 Hochleistungspumpen in das Katastrophengebiet geschickt.

Präsident Bush hatte bei seinem Besuch in New Orleans von Fortschritten gesprochen. Er wies Vorwürfe als absurd zurück, dass die schleppende Hilfe im Katastrophengebiet auf versteckten Rassismus zurückzuführen sei. In einer neuen Gallup-Umfrage im Auftrag von CNN und der Zeitung «USA Today» zeigten sich in dieser Frage allerdings sehr unterschiedliche Ansichten bei Schwarzen und Weißen. 60 Prozent der befragten Afroamerikaner erklärten, es habe eine Rolle gespielt, dass die meisten Opfer Schwarze waren. 90 Prozent der befragten Weißen hielten dies für unrichtig.

Chef des Katastrophenschutzes ausgewechselt

Bush ernannte am Montag den leitenden FEMA-Beamten David Paulison zum Nachfolger des umstrittenen Michael Brown, der praktisch ohne Erfahrung seinen Job angetreten hatte. Am Montag war er nach massiver Kritik wegen der langsamen Reaktion der Behörde zurückgetreten. Vor seiner Ernennung, die nach Einschätzung der Medien auf politischen Kontakten zum Weißen Haus beruhte, hatte Brown einen Verband für arabische Zuchtpferde vertreten. Sein Nachfolger hat Erfahrungen in der Behörde, bei der Feuerwehr und in Krisensituationen. (tso/dpa)

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