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Kuba: "Ich durchlitt mehrere Operationen"

Der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro hat zum ersten Mal Details seiner Krankengeschichte eingestanden. Vor fast zehn Monaten musste er mehrfach operiert werden. Die Krankheit selbst bleibt aber weiter ein Staatsgeheimnis.

Havanna - Zunächst seien die medizinischen Eingriffe nicht erfolgreich gewesen; das habe zu einem "verlängerten Genesungsprozess" geführt. Jetzt aber liege sein Gewicht "stabil um die 80 Kilogramm", und er könne Nahrung über den Mund zu sich nehmen. Zuvor sei er viele Monate intravenös und über Sonden ernährt worden.

Der kubanische Staatschef Fidel Castro hat sich in einem Zeitungsbeitrag erstmals selbst zu seinem Gesundheitszustand geäußert. Nach mehreren Operationen gehe es ihm mittlerweile gesundheitlich besser, schrieb der 80-Jährige.

Art der Erkrankung ein Staatsgeheimnis

Castro berichtete aber nicht konkret, an was er erkrankt ist und um welche Art von Operationen es sich gehandelt hat. "Viele Monate hing ich an Kathetern, durch die ich einen wichtigen Teil der Nahrung erhielt, und ich wollte keine unangenehmen Enttäuschungen für unser Volk", erklärte Castro weiter. Er hatte seine Krankheit selbst von Anfang an zu einem Staatsgeheimnis erklärt.

In seinem Leitartikel mit der Überschrift "Für die Tauben, die nicht hören wollen" kritisiert Castro erneut die Produktion von nachwachsenden Bio-Treibstoffen aus Nahrungsmitteln, deren Folge seiner Meinung nach noch mehr Hunger auf der Welt sein wird. Für den Präsidenten steht dahinter der Versuch der US-Regierung, die Vereinigten Staaten als weltweit größten Energieverbraucher aus der Abhängigkeit von Erdöl und Erdgas zu befreien. Die jetzige Phase seiner Genesung wolle er dazu nutzen, über Themen nachzudenken und zu schreiben, die "von einiger Wichtigkeit" seien.

Keine Zeit für Fotos

Viel Material sei liegen geblieben, schrieb er weiter. Für Filme und Fotos, für die er sich ständig die Haare, den Bart und den Schnurrbart schneiden und jeden Tag "schniegeln" müsse, habe er jetzt keine Zeit. Solche Auftritte zögen außerdem nur weitere Interview-Anfragen nach sich. Die Zeit, die nach dem Nachdenken übrig bleibe, nutze er zum Lesen, zum Empfangen von Informationen, zum Telefonieren mit seinen Mitarbeitern sowie für Reha-Übungen. Als besonders gefährlich für die Gesundheit, mit der er in früheren wechselvollen Zeiten Schindluder getrieben habe, bezeichnet Castro in dem Artikel mit dem zunehmenden Alter zusammenhängende Faktoren.

Seinen Landsleuten habe es nicht gefallen, dass er mehrfach erklärt habe, dass seine Genesung nicht ohne Risiken verlaufen werde. Sie hätten "im Allgemeinen" von einem Datum gesprochen, an dem er wieder in seiner olivgrünen Uniform in der Öffentlichkeit auftauchen werde. Etwas rätselhaft fügt Castro hinzu, er könne nicht alles sagen oder kritisieren, was er wisse, weil andernfalls die menschlichen und internationalen Beziehungen unmöglich seien. Zugleich verspricht er, sich kürzer fassen zu wollen, um nicht zu viel Platz in den Nachrichten von Printmedien und Fernsehen zu beanspruchen.

Der kubanische Revolutionsführer hatte sich nach einer schweren Darmoperation im vergangenen Juli aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und die Amtsgeschäfte vorübergehend seinem Bruder Raúl überlassen. Seitdem war er nur in mehreren Videoaufnahmen und auf Fotos zu sehen. Der jetzige Zeitungsartikel ist der dritte innerhalb von drei Tagen und der elfte seit dem 29. März. Castro befasst sich in seinen Beiträgen mit einer Vielzahl von Themen - von der Außenpolitik der Vereinigten Staaten bis hin zu britischen Atom-U-Booten. In der Sozialistischen Republik Kuba ist der "comandante in jefe" seit der Revolution von 1959 an der Macht. (tso/dpa/AFP)

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