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Kulturkampf: Prügelei in Münchner Moschee

Bayerns Afghanen sind tief gespalten. Am Montagabend gingen in ihrer Münchener Moschee 50 Personen aufeinander los. Es geht um die Geliebte des Imam. Und um Macht.

„Friede sei mit Euch“, wünscht das Zentrum der Münchner Exil-Afghanen auf seiner Homepage. Doch friedlich geht es in der muslimischen Gemeinschaft, die sich um die Moschee im Stadtviertel Berg am Laim gebildet hat, schon lange nicht mehr zu. Vorläufiger Höhepunkt des Streits unter den Afghanen: Am späten Montagabend kam es in der Moschee nach einem Gebet zu einer Massenschlägerei. Mit Messern und Holzlatten traktierten sich etwa 50 Personen, teilte die Polizei mit. Einem Mann wurde der Großteil des Ohrs abgebissen. Ein anderer wurde als mutmaßlicher Messerstecher festgenommen. Zahlreiche Streifen mussten zur Moschee im Münchner Osten ausrücken, um die Prügelei zu beenden.

Es ist nicht das erste Mal, dass das „Islamische Zentrum der Exil-Afghanen in Bayern“, das tief in zwei Lager gespalten ist, die Ordnungshüter auf den Plan gerufen hat. Vor dem Amtsgericht wurde schon ein Faustschlag von einem Vertreter der einen Gruppe gegen einen der anderen verhandelt. Der langjährige Imam, der im vergangenen Herbst wegen Anfeindungen zurücktrat, hatte auch schon Strafanzeige wegen Verleumdung gestellt.

In dem Streit geht es auf der einen Seite darum, dass dieser Imam, der eine Ehefrau hat und Familienvater ist, vor einiger Zeit eine Beziehung mit einer anderen Frau einging. Der eine Teil der Gemeinde hielt zu ihm, der andere kritisierte ihn wegen dieses aus ihrer Sicht unmoralischen Verhaltens. Medienberichten zufolge kam es zu immer größeren Streitigkeiten und Anfeindungen. Die stürmische Liebesbeziehung wandelte sich in Hass, im Internet kursierten Videos mit üblen Beleidigungen. Der Imam gab auf.

"Was passiert ist, ist eine Katastrophe"

Seitdem ist die Moschee nicht mehr das Zentrum, das die 4500 Exil-Afghanen in Bayern eint. Schon vor längerem hat der Migrationsdienst des Bayerischen Roten Kreuzes deshalb die Zusammenarbeit auslaufen lassen. Wegen der dortigen Unstimmigkeiten wolle man auf absehbare Zeit keine neuen Projekte wie Sprachkurse oder Kindergruppen anbieten, sagt ein Rotkreuzsprecher. Der Gemeinde gehören junge und alte Afghanen an, neue Flüchtlinge und andere, die schon lange in Deutschland leben.

Es gibt Hinweise, dass nicht allein die privaten Lebensverhältnisse des Imam für die Spaltung verantwortlich sind. „Die neue Gruppe, die sich gegen den Imam stellte, wollte stärker in die Moschee rein“, sagt ein Beobachter. „Diese Gruppe ist für ein strenges islamisches Leben.“ Dass es sich um Extremisten handelt, dem widersprechen die deutschen Behörden.

Hildebrecht Braun, Münchner Rechtsanwalt, kümmert sich immer wieder um muslimische Gruppen im Münchner Raum. „Was passiert ist, ist eine Katastrophe“, sagt er. Es sei „brutalste Gewalt ausgeübt worden“, einem Mann etwa sei mit einem Schlagring der Schädel schwer verletzt worden. Dass die Entwicklung mit wachsendem Fundamentalismus zu tun habe, sei aber falsch. Vielmehr gehe es um den Machtkampf verschiedener Gruppierungen und Stämme, etwa der Usbeken und Paschtunen.

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